
Zusammen mit seinem
Helfer Otto werkelt Baron Frankenstein in einem serbischen Schloss
an seinen Kreaturen. Er möchte ein vollendetes männliches und ein
ebenso unschlagbar gelungenes weibliches Wesen kreieren, die den
Grundstock für eine neue Superrasse bilden sollen. Während die weibliche
Kreatur nur noch auf das Einhauchen ihres Lebens wartet, muss für
das männliche Exemplar noch ein passender Kopf samt perfektem, nur
noch bei der serbischen Bevölkerung anzutreffendem, antiken Nasum
gefunden werden. Und weil es auch mit der Fortpflanzung klappen
soll, muss der Kopf (sprich: das Gehirn) von vornehmlich sexuellen
Interessen beseelt sein. Derweil Frankenstein und Otto in ihre Experimente
vertieft sind, zeigt sich Frankensteins Frau, Baronin Katrin, die
gleichzeitig auch Frankensteins Schwester ist, eher gelangweilt
von dem Leben im Schloss. Vor allen Dingen leidet sie darunter,
dass ihre nimmersatten sexuellen Wünsche keine Befriedigung erfahren.
Doch Rettung ist in Sicht, denn sie hat sich bereits einen ihrer
Landarbeiter, Nicholas, ausgeguckt, den sie mehr als einmal mit
den jungen Mägden im Heu erwischt und daher zu einer Unterredung
aufs Schloss beordert hat. Die Gräfin liegt mit ihrer Vermutung,
in ihm einen passablen Bettgenossen zu finden, richtig, denn Nicholas
benötigt zur Vervollkommnung seines Sexlebens sogar die Dienste
in einem Bordell. Zu einem solchen Besuch überredet er eines Tages
auch seinen Freund Sacha, der sich vorgenommen hat, sein Leben in
einem Kloster zu verbringen, aber noch nie Kontakt mit Frauen hatte.
Im Bordell angekommen, gibt sich Nicholas den fleischlichen Freuden
hin, während Sacha mit der sich ihm anbietenden Weiblichkeit nicht
viel anzufangen weiß. Draußen vor dem Bordell haben sich jedoch
unlängst auch Frankenstein und Otto postiert, die glauben, in einem
solch sündigen Etablissement den geeigneten Kopf für ihre Experimente
zu finden. Als spät abends die beiden Besucher betrunken aus dem
Bordell wanken, überfallen Frankenstein und Otto beide und schneiden
Sacha den Kopf ab. Am nächsten Morgen erwacht Nicholas, verscharrt
die kopflose Leiche seines Freundes und macht sich auf den Weg zum
Schloss. Dort zerstreut Katrin seine Befürchtungen, er könnte für
den Tod seines Freundes verantwortlich gemacht werden und stellt
ihn als Diener ein, was seine Sicherheit garantieret. Während er
gleich seinen Dienst im Bett der Baronin beginnt, legen Frankenstein
und Otto im Labor letzte Hand an die Monster. Mit großer Stromzufuhr
wird ihnen Leben eingehaucht. Am selben Abend präsentiert Frankenstein
seine Monster bei Tisch, die Baronin ihren neuen Diener. Doch Nicholas
erkennt das Gesicht seines ermordeten Freundes wieder und ist fortan
von dem Gedanken besessen, in das geheime Labor des Barons einzudringen
und sich von den ruchlosen Machenschaften dort selbst ein Bild zu
machen. Es kommt zu einer effektgeladenen Auseinandersetzung aller
Beteiligten, bei denen kein Protagonist mit dem Leben davonkommt.

Ganz ähnlich der
in Folge entstandenen, modernen Version von DRACULA fahren Morrissey
& Co. ein ganzes Sammelsurium abstruser Ideen und Ergänzungen zur
eigentlichen Schauergeschichte von Mary Shelley auf. Während die
Kreation der perfekten Menschenrasse im Verlauf der Geschichte etwas
in den Hintergrund gerät, drängen sich dekadente sexuelle Obsessionen
bis zur offen zur Schau gestellten Nekrophilie in den Vordergrund.
Auch sehr gewagt ist das wie selbstverständlich behandelte inzestuiöse
Verhältnis zwischen dem Baron und seiner nymphomanen Schwester.
Die Story gipfelt - wie auch im darauffolgend entstandenen DRACULA
- in einen Höhepunkt, bei dem sich die Ereignisse gründlich überschlagen
und das Monsterlabor seinem Namen einmal mehr als gerecht wird.
Untermalt wird der FIlm zur Gänze und mit nur wenigen kleinen Pausen
von den stimmungsvollen und durchgehend harmonischen Klägen aus
der Feder Claudio Gizzis. Gerade die sehr melodiöse Musik Gizzis
wirkt in Verbindung mit den auf der Leinwand zur Schau gestellten
Bildern oftmals sehr grotesk, trägt aber durchweg ihren Teil zur
eigentümlichen Atmosphäre des Schauerwerks bei. Sehr viel Witz zieht
der Film auch aus seinen bizarren und sehr zynischen Dialogen, die
man in dieser Art nicht unbedingt in einem eher klassischen Filmstoff
vermuten würde. Darüber hinaus wird der geneigte Zuschauer in der
englischsprachigen Version mit einer akzentüberfrachteten Aussprache
Kiers und Jürgings verwöhnt, der zuzuhören allein schon eine Freude
und das Eintrittsgeld wert ist. Und obwohl FRANKENSTEIN wie auch
die DRACULA-Verfilmung in seinem Gefolge mit nur einem extrem geringen
Budget realisiert wurde, erzeugt der Film in seinen absolut verschwenderischen
und großartigen Sets eine sehr dichte Atmosphäre mit durchweg sehenswert
fotografierten Bildern von Luigi Kuveiller, der nur ein Jahr später
für Dario Argento den Giallo PROFONDO ROSSO auf Zelluloid bannte.
ANDY WARHOL'S FRANKENSTEIN wurde trotz des schmalen Budgets komplett
in "Spacevision", einem 3D-Verfahren, gedreht. Leider gibt es außerhalb
einiger engagierter Kinos keine 3D-Version dieses Films mehr zu
sehen, was an dem für den Heimbereich nur schwerlich umzusetzenden
Verfahren liegt. Den Genuss des Films in 3D sollte man auf keinen
Fall versäumen, sollte er auf dem Spielplan eines Filmkunsttheaters
oder Programmkinos stehen. Ein gestählter Magen ist wegen der zuweilen
haarsträubenden Effekte des italienischen Künstlers Carlo Rambaldi
mitzubringen, denn der Film suhlt sich seine gesamte Spielzeit hindurch
in nur schwer zu ertragenden Abscheulichkeiten, wobei allein die
Szene, in der Udo Kier seinem weiblichen Monster Leben "einspritzt"
und gleichzeitig auf ihr liegend mit der freien Hand das Gedärm
unterhalb der Bauchdecke untersucht, selbst bei heutigen Standards
noch ihresgleichen sucht. Es ist daher kein Wunder, dass der Film
in England und Finnland schnell Verboten zum Opfer fiel und nicht
zuletzt auch gerade wegen dieser Szenen in den USA mit dem Pornorating
"X" bedacht wurde. Während der Film in Deutschland ohne Beanstandung
mit einer Freigabe für Erwachsene gespielt werden konnte, wurden
die Amerikaner in späteren Jahren noch mit einer arg verstümmelten
"R"-Fassung konfrontiert, die natürlich dem Werk in keiner Weise
mehr gerecht wird. Glücklicherweise liegen mittlerweile fast überall
ungekürzte Versionen dieses Films für den Heimbereich vor, bei denen
man bis auf die gekürzten deutschen DVDs und Videokassetten mit
einer Freigabe ab 16 Jahren sowie die britische, aber auch italienische
VHS-Auswertung bedenkenlos zugreifen kann. Ganz besonders toll:
Die alten deutschen Videos von Atlas und Toppic, die mit einem vollen
Scope-Bild und einer gelungenen deutschen Synchronisation verwöhnen
und die Vorzeige-DVD der amerikanischen Criterion Collection, die
neben Trailer und Filmbildern auch noch mit einem sehr informativen
Audiokommentar von Hauptdarsteller Udo Kier und Regisseur Paul Morrissey
ausgestattet ist. Zugreifen!
Text
und Titelgrafik: molotto
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