
Der junge, kraftstrotzende
Motorrad-Rocker Herschell gabelt auf einem Highway das mit einer
Autopanne liegen gebliebene, bibeltreue Mädel Angel auf. Da
sie von ihrem Retter, der im Übrigen mit seiner Sonnenbrille
wie ein furchtbar schlechter Elvis-Imitator aussieht, prompt so
über alle Gebühr begeistert ist, lädt sie den jungen
Mann, der eh nichts Besseres zu tun hat, zu sich nach Hause ein.
Beim Haus in der Pampa von Florida angekommen, macht der Recke Bekanntschaft
mit Angels Schwester Ann, die aus einem ganz anderen Holz geschnitzt
ist. Ann vertreibt sich ihre Zeit am liebsten in einem Bikini gekleidet
mit ihren Freunden aus der Hippie-Kommune, in der auch zu jeder
Zeit ein guter Joint und sonstiges Rauschzeugs die Runde macht.
Und weil die Hippies den Neuzugang nicht so gut leiden können,
zumal dieser bisher keinen Umgang mit Drogen hatte, und Ann zunächst
von dem Rocker gar nichts hält, möchte man sich einen
Jux mit ihm erlauben und ihm einen Joint mit einer besonderen Marihuana-Mischung
aufnötigen, die ihn sofort zum Süchtling macht. Gesagt,
getan und viel Gedröhne. Schön für Herschell aber,
dass er neben den Drogen von der guten Angel und ihrem Herrn Papa,
Besitzer einer Truthahnzucht, einen Job auf der Farm aufgeschwatzt
bekommt. Doch in diesem Betrieb stimmt so mancherlei nicht, denn
man experimentiert mit allerlei Zusätzen, die das Fleisch der
Geflügeltiere besser machen sollen, bisher aber noch nicht
am Menschen erprobt wurden. Deshalb offeriert man Herschell, er
möge doch gegen gute Bezahlung tüchtig vom so verbesserten
Gezücht essen, denn es tue ihm bestimmt keinerlei Schaden.
Nachdem Herschell allerdings einen großen Brocken von Truthahn
in Nullkommanix vertilgt hat, stellt sich nur wenig später
ein großes Magenweh ein, das so schlimm wird, dass Herschell
im Garten zusammenklappt und von einem der Wissenschaftler für
mausetot erachtet wird. Das Geschrei ist da natürlich groß.
Allerdings kann sich Herschell, den man wegen des vielen Gezeters
über sein Dahinscheiden glatt auf dem Rasen vergessen hat,
am Abend wieder berappeln, muss allerdings feststellen, dass er
nicht nur einen riesengroßen Truthahn-Kopf bekommen hat, sondern
urplötzlich auch den Trieb verspürt, sich fortan von dem
möglichst mit Marihuana aufgepeppten Blut junger Leute zu ernähren.
Und genau das setzt er schleunigst um, wenn dabei auch einige Teenager
auf der Strecke bleiben, die offensichtlich nicht dem Drogenrausch
frönen. Am Ende der schauerlichen Mär, die in der Wahl
ihrer Mittel durchaus mit den gängigen Werken aus der Filmmanufaktur
des ebenfalls in Florida ansässigen Herschell Gordon Lewis
(daher vielleicht auch der Filmname von Hauptdarsteller Steve Hawkes?)
mithalten kann, war's dann doch alles nur ein böser (Horror-)Trip,
dem romantische Liebeleien des Rockers mit der mittlerweile reuevollen
und nur noch tugendhafte Dinge verrichten wollenden Ann in weiteren
qualvollen und sehr lückenfüllenden Minuten folgen, bis
uns dann endlich der Abspann wieder in die doch viel schönere
Gegenwart entführt.

Es ist überflüssig
zu erwähnen, dass der rasende Mann-Gockel sich nach seiner
Verwandlung auch nur noch gackernd verständigen kann, es ist
allerdings nicht überflüssig zu erwähnen, dass auf
dem Regiestuhl gleich zwei ehrenwerte Herrschaften Platz genommen
haben. Und das verheißt an sich schon nichts Gutes. Steve
Hawkes ist uns bereits als Hauptdarsteller dieses Werks bekannt.
Zuvor versuchte er sich als Tarzan-Darsteller in zwei spanischen
Abenteuerfilmen. Bei den Stuntaufnahmen zu dem letzten dieser Werke
zog er sich dermaßen schlimme Verbrennungen zu, dass die angepeilte
Karriere als Lianenschwinger ein abruptes Ende fand. Zeit genug,
sich mit Brad F. Grinter, Schöpfer des beinahe epochal zu nennenden
FLESH FEAST (in dem Adolf Hitler mittels Reanimationsmaden (!) ein
neues (Monster-)Leben eingehaucht bekommt) zusammenzutun und so
etwas haarsträubend Irrsinniges wie BLOOD FREAK auszubrüten.
Brad F. Grinter feiert in diesem Film übrigens auch vor der
Kamera Triumphe, taucht er doch alle Augenblicke als den Film begleitender
Sprecher vor schmuckvollendetem, roten Vorhang auf, dem Publikum
entweder erklärend, was es gerade gesehen hat oder philosophische
Gedanken unter das Volk mengend. Und als wäre es damit nicht
schon genug, pafft der Kerl auch noch während seiner (im Übrigen
sehr schmierigen) Darbietungen schachtelweise Filterzigaretten weg,
dass man bereits nach der dritten Einblendung des Mitzählens
müde wird. Bei seiner letzten Darbietung kriegt er deswegen
auch einen schweren Hustenanfall, der ihn beim Weitersprechen arg
behindert. Behindert ist natürlich auch eigentlich sonst alles
in diesem Film. Spätestens, wenn der Gockelmann einem Wüstling
mit einer Bandsäge den Arm abzwirbelt und minutenlang eine
Totale des kreischenden Häufchen Elends präsentiert wird,
weiß man, aus welcher Ecke hier der Wind weht. Auch das andere
Geschnetzel erinnert irgendwie an schauriges Gedärmgetrümmer
aus Lewis'schem Blickwinkel - wobei sich Grinter und Hawkes dabei
noch weit weniger Mühe mit der Umsetzung gemacht haben als
ihr Idol, zu dem sie hier aufzuschielen versuchten. Der Rest des
Films entzieht sich rationaler Bewertungsmöglichkeiten. Das
Einzige was bleibt, ist der Wunsch, einmal die Zuschauerschaft zu
treffen, für die dieser Film in den frühen 70ern gemacht
wurde. Was müssen das wohl für Menschen sein...?
Die amerikanische DVD von BLOOD FREAK, die für stolze Summen
käuflich erworben werden kann, bietet übrigens - wie man
es vom Anbieter Something Weird Video kennt - stattlich viele Extras.
Unter anderem kann man auch den unendlich dümmlich-schaurigen
Kurzfilm THE WALLS HAVE EYES mit Steve Hawkes anwählen, der
sich mittlerweile übrigens zur Ruhe gesetzt hat und eine Station
für wilde Tiere betreibt. Der absolute Brüller ist allerdings
das Selbstbekenntnis BRAD GRINTER, NUDIST, in dem uns der Regisseur
die Vorzüge des kleiderfreien Lebens aufzeigt. Und ja: Brad
hat kein Problem damit, sich vor der Kamera in seinem Adamskostüm
zu präsentieren. Die DVD ist allein schon deshalb den Kauf
wert. Einfach mal besorgen und selber staunen...
Text
und Titelgrafik: molotto
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