FRANKENSTEINS BRAUT
THE BRIDE OF FRANKENSTEIN 
FRANKENSTEINS RÜCKKEHR (Österreich), THE RETURN OF FRANKENSTEIN (Arbeitstitel), FRANKENSTEIN LIVES AGAIN!
1935
USA
74 Min.
Universal Studios
James Whale
Carl Laemmle jr.
John L. Balderston, William Hurlbut (nach Motiven von Mary Shelleys Schauerroman)
John D. Mescall
Franz Waxman
John P. Fulton (optische Effekte), Otto Lederer (Maskenbildner), Jack P. Pierce (Maskenbildner)
Frankensteins Homunculus (männlich), die Kreatur von Frankenstein und Pretorius (weiblich) sowie diverse harmlose Mini-Kreaturen
Boris Karloff .... Frankensteins Monster
  Colin Clive .... Dr. Henry Frankenstein
  Valerie Hobson .... Elizabeth
  Elsa Lancaster .... Mary Wollstonecraft Shelley/Frankensteins Braut
  Ernest Thesiger .... Dr. Septimus Pretorius
  Gavin Gordon .... Lord Byron
  Douglas Walton .... Percy Shelley
  Una O'Connor .... Minnie
  E. E. Clive .... Bürgermeister
  O. P. Heggie .... Eremit
  Lucien Prival .... Albert
  Dwight Frye .... Karl
  Reginald Barlow .... Hans
  Mary Gordon .... Hans' Ehefrau
  Ann Darling .... Schäferin
  Ted Billings .... Ludwig
  Joan Woodbury .... Königin
  Arthur S. Byron .... König
  Norman Ainsley .... Erzbischof
  Peter Shaw .... Teufel
  Kansas DeForrest .... Ballerina
  Josephine McKim .... Meerjungfrau
Univeral Home Video (VHS, LD, DVD, USA), Unversal Home Video (VHS, Deutschland)
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Der Film beginnt genau da, wo FRANKENSTEIN (1931) endet: Nachdem die Mühle von der aufgebrachten Menge in Brand gesetzt worden ist, wird der vom Mühlendach geworfene Dr. Henry Frankenstein von den marodierenden Bürgern gerettet. Vom Monster selbst glaubt man, es sei dem Flammenmeer nicht entkommen. Doch es hat sich in den überfluteten Keller der Mühle retten können, dem es fluggs entsteigt und die Eltern des in FRANKENSTEIN umgekommenen Mädchens tötet, die sich vom Tod der Kreatur in den Trümmern der Mühle überzeugen wollten. Nach vollbrachter Tat zieht es den Unhold in den Wald. Minnie, Frankensteins ehemalige Haushälterin, wird Zeugin der Wiederauferstehung des Monsters. Sofort eilt sie ins Dorf, wo die Nachricht schnell die Runde macht. Glauben schenkt man ihr allerdings nicht, doch nimmt es Elizabeth, Baron Frankensteins Verlobte, zum Anlass sofort zum Schloss zu eilen und die Nachricht ihrem Zukünftigen zu übermitteln. Von ihren Neuigkeiten will man auf dem Schloss allerdings auch nichts wissen... Nachdem sich Frankenstein von seinem Sturz etwas erholt hat, erhält er am Abend überraschend Besuch von dem sinistren Professor Septimus Pretorius, der einst Henrys Lehrer war und ihm nun eine Partnerschaft vorschlägt. Pretorius hat sich bereits in Eigenregie mit der Schaffung eines künstlichen Menschen beschäftigt, aber bisher keine Kreatur von nennswerter Körpergröße zusammenbrachte. Stattdessen hat er ein ganzes Kabinett geradezu winziger Abbilder von Personen kreierte, die er Henry Frankenstein vorführt. Der ist von diesen Versuchen aber entsetzt und lehnt das Angebot seines Kollegen kategorisch ab. Das Monster ist immer noch im Wald auf der Flucht und gerät an einen alten, blinden Eremiten. Dieser lädt das Monster zu sich ein, nicht wissend, um wen oder was es sich dabei handelt. Dabei geht er sogar so weit das Monstrum in einfachen sprachlichen Begriffen zu unterrichten und sich mit ihm am Musizieren zu erfreuen. Da jedoch auch zwei Jäger durch den Wald streifen und dabei zufällig das Monster erblicken, kommt es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung, bei der der gutmütige Eremit sein Leben lässt. Das Monster befindet sich abermals auf der Flucht und gelangt zu einem alten Friedhof. Dort versteckt es sich in einer Krypta eines jüngst verstorbenen Mädchens. Doch auch diese Ruhe hält nicht lange, da Pretorius und zwei Leichendiebe den toten Körper des Mädchens für diabolische Experimente stehlen wollen. Nachdem die Leichendiebe ihren Lohn erhalten haben, verweilt Pretorius noch in der Gruft und macht kurze Zeit später Bekanntschaft mit dem Monster, dem er unerschrocken eine Freundin verspricht. Zusammen mit dem Monster macht sich Pretorius auf den Weg zu Frankenstein. Zusammen mit der aggressiven Kreatur zwingen sie den Baron, nunmehr einer Zusammenarbeit zuzustimmen. Sodann werden die nötigen Körperteile für die Monsterbraut organisiert und das Labor vorbereitet. In einer stürmischen Nacht wird das Werk vollendet, der künstlichen Frau Leben eingehaucht. Als jedoch die Braut dem Monster nahegebracht werden soll, reagiert sie vollkommen hysterisch. Erkennend, dass selbst unter seinesgleichen auf Ablehnung stösst, läuft Frankensteins Kreatur Amok und zerstört das komplette Labor. Als die Flammen bereits um sich schlagen, lässt er Henry Frankenstein zusammen mit Elizabeth fliehen und verwehrt Pretorius die Rettung. Zusammen mit dem verrückten Wissenschaftler und seiner Braut geht das Monster dem Untergang entgegen...

Obwohl ganz sicher das Original von James Whale unangefochten an der Spitze der Universal-Klassiker steht, ist FRANKENSTEINS BRAUT absolut ebenbürtig, in einigen Szenen überflügelt er das Original sogar mit spielender Leichtigkeit. Zwar berücksichtigt der Film die Motive des Schauerromans, geht aber ansonsten gänzlich eigene Wege, die in der gottgleichen Schaffung einer modernen Eva für das Monster gipfeln. FRANKENSTEINS BRAUT verhalf Karloff endgültig zum (zeitlich begrenzten) Durchbruch und sicherte ihm bis in die 40er Jahre hinein immer wieder Rollen in ähnlich gearteten Filmen. Seine große Karriere beschloss er als Monster mit dem 1939 entstandenen SON OF FRANKENSTEIN und agierte in dem ebenfalls von Universal produzierten HOUSE OF FRANKENSTEIN ohne seine berühmte Maske auf der anderen Seite des Operationstisches als mad scientist. FRANKENSTEINS BRAUT erhielt vom Start weg viel Beachtung und gilt als eines der Paradebeispiele des tiefgründigen und intelligenten Horrorfilms. Für James Whale, der mit FRANKENSTEINS BRAUT ebenfalls auf dem Zenith seiner Schaffenskunst angelangt war, bedeutete der Film die Wendemarke. Nie wieder würde er einen solch intensiven Film vorlegen. Whale hatte sich bereits vorab mit den großen Erfolgen THE OLD DARK HOUSE, der Wells-Verfilmung THE INVISIBLE MAN und FRANKENSTEIN einen Namen gemacht und ein eher dahinsiechendes Genre neu belebt. Kaum ein anderer Regisseur in dieser Zeit konnte solch qualitativ hochwertige Werke vorweisen, die eine dermaßen gelungene symbiotische Beziehung aus Bildern, Musik und Schauspielkunst boten. In FRANKENSTEINS BRAUT gibt es viele einzigartige Bilder, angefangen bei der Mühlensequenz zu Beginn des Films, über die zuweilen groteske Friedhofsszene bis hin zur unheimlichen Magie des Monsterlabors, die im Zusammenspiel mit Franz Waxmans eindringlicher (und im übrigen oft zitierter) Musik eine zuweilen beklemmende bis dramatisch-surreale Wirkung entfalten. Da FRANKENSTEINS BRAUT auch noch Themen wie Nekrophilie, die Ausnutzung sexueller Phantasien und fast in bibelkonformer Weise auch noch die Erschaffung und Rettung von Leben anschneidet, ist der Film bis heute Gegenstand zahlloser Analysen. Besonders erwähnenswert ist die Tatsache, dass das Monster - ganz anders als im bei der Uraufführung gekürzten FRANKENSTEIN - nicht mehr nur als das durch und durch Böse definiert wird, sondern im Verlauf des Films mehr und mehr menschliche Züge erhält. Das Erlernen menschlicher Eigenschaften wie Sprache und Verhalten wurde 1985 von George Romero in DAY OF THE DEAD ebenfalls thematisiert, wenngleich das Monster in FRANKENSTEINS BRAUT seine neuen Fähigkeiten gezielt einzusetzen weiß und nicht, wie in Romeros Film, nur Einem dressierten Tier gleichkommt. Das Ende des Films lief übrigens in der ursprünglichen Drehbuchversion auf eine totale Zerstörung des Labors sowie aller Hauptcharaktere hinaus. Zugunsten eines kleinen Happy-Ends durften Frankenstein und seine Verlobte am Leben bleiben - mehr noch, ihnen wird vom Monster selbst das Leben geschenkt. Wenn auch hiermit die menschlichen Wesenszüge des Monsters abermals gehörig unterstrichen werden, und man in der Rettung der beiden Sympathieträger des Films auch so etwas wie die Achtung der Schöpfung vor dem Schöpfer abzuleiten vermag, rückt gerade dieses Ende ganz beachtlich in die Ecke typischen Hollywood-Kitschs. Dem Film selbst schadet es jedoch nicht. Mel Brooks ehrte FRANKENSTEINS BRAUT 1974 mit fast identisch nachgebauten Sets für seine Parodie FRANKENSTEIN JUNIOR und der über die letzten Tage im Leben James Whales handelnde und ausgezeichnete Film GODS AND MONSTERS trägt seinen Titel ebenfalls nicht umsonst. In seiner Dualität verrät er nicht nur etwas über den Inhalt bzw. den Charakter seiner Hauptfigur, sondern dient auch als Verweis auf den 1935 geschaffenen Klassiker. FRANKENSTEINS BRAUT erfuhr 60 Jahre später ein Remake mit dem schlichten Titel DIE BRAUT. Rocksänger Sting gibt sich dabei die Ehre in der Rolle Henry Frankensteins und Jennifer Beals (FLASHDANCE) mimt die Monsterbraut. Dieses Remake sollte man natürlich vermeiden und dem Original den absoluten Vorzug geben - am besten noch heute!

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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