
Der Film beginnt
genau da, wo FRANKENSTEIN (1931) endet: Nachdem die Mühle von der
aufgebrachten Menge in Brand gesetzt worden ist, wird der vom Mühlendach
geworfene Dr. Henry Frankenstein von den marodierenden Bürgern gerettet.
Vom Monster selbst glaubt man, es sei dem Flammenmeer nicht entkommen.
Doch es hat sich in den überfluteten Keller der Mühle retten können,
dem es fluggs entsteigt und die Eltern des in FRANKENSTEIN umgekommenen
Mädchens tötet, die sich vom Tod der Kreatur in den Trümmern der
Mühle überzeugen wollten. Nach vollbrachter Tat zieht es den Unhold
in den Wald. Minnie, Frankensteins ehemalige Haushälterin, wird
Zeugin der Wiederauferstehung des Monsters. Sofort eilt sie ins
Dorf, wo die Nachricht schnell die Runde macht. Glauben schenkt
man ihr allerdings nicht, doch nimmt es Elizabeth, Baron Frankensteins
Verlobte, zum Anlass sofort zum Schloss zu eilen und die Nachricht
ihrem Zukünftigen zu übermitteln. Von ihren Neuigkeiten will man
auf dem Schloss allerdings auch nichts wissen... Nachdem sich Frankenstein
von seinem Sturz etwas erholt hat, erhält er am Abend überraschend
Besuch von dem sinistren Professor Septimus Pretorius, der einst
Henrys Lehrer war und ihm nun eine Partnerschaft vorschlägt. Pretorius
hat sich bereits in Eigenregie mit der Schaffung eines künstlichen
Menschen beschäftigt, aber bisher keine Kreatur von nennswerter
Körpergröße zusammenbrachte. Stattdessen hat er ein ganzes Kabinett
geradezu winziger Abbilder von Personen kreierte, die er Henry Frankenstein
vorführt. Der ist von diesen Versuchen aber entsetzt und lehnt das
Angebot seines Kollegen kategorisch ab. Das Monster ist immer noch
im Wald auf der Flucht und gerät an einen alten, blinden Eremiten.
Dieser lädt das Monster zu sich ein, nicht wissend, um wen oder
was es sich dabei handelt. Dabei geht er sogar so weit das Monstrum
in einfachen sprachlichen Begriffen zu unterrichten und sich mit
ihm am Musizieren zu erfreuen. Da jedoch auch zwei Jäger durch den
Wald streifen und dabei zufällig das Monster erblicken, kommt es
zu einer folgenschweren Auseinandersetzung, bei der der gutmütige
Eremit sein Leben lässt. Das Monster befindet sich abermals auf
der Flucht und gelangt zu einem alten Friedhof. Dort versteckt es
sich in einer Krypta eines jüngst verstorbenen Mädchens. Doch auch
diese Ruhe hält nicht lange, da Pretorius und zwei Leichendiebe
den toten Körper des Mädchens für diabolische Experimente stehlen
wollen. Nachdem die Leichendiebe ihren Lohn erhalten haben, verweilt
Pretorius noch in der Gruft und macht kurze Zeit später Bekanntschaft
mit dem Monster, dem er unerschrocken eine Freundin verspricht.
Zusammen mit dem Monster macht sich Pretorius auf den Weg zu Frankenstein.
Zusammen mit der aggressiven Kreatur zwingen sie den Baron, nunmehr
einer Zusammenarbeit zuzustimmen. Sodann werden die nötigen Körperteile
für die Monsterbraut organisiert und das Labor vorbereitet. In einer
stürmischen Nacht wird das Werk vollendet, der künstlichen Frau
Leben eingehaucht. Als jedoch die Braut dem Monster nahegebracht
werden soll, reagiert sie vollkommen hysterisch. Erkennend, dass
selbst unter seinesgleichen auf Ablehnung stösst, läuft Frankensteins
Kreatur Amok und zerstört das komplette Labor. Als die Flammen bereits
um sich schlagen, lässt er Henry Frankenstein zusammen mit Elizabeth
fliehen und verwehrt Pretorius die Rettung. Zusammen mit dem verrückten
Wissenschaftler und seiner Braut geht das Monster dem Untergang
entgegen...

Obwohl ganz sicher
das Original von James Whale unangefochten an der Spitze der Universal-Klassiker
steht, ist FRANKENSTEINS BRAUT absolut ebenbürtig, in einigen Szenen
überflügelt er das Original sogar mit spielender Leichtigkeit. Zwar
berücksichtigt der Film die Motive des Schauerromans, geht aber
ansonsten gänzlich eigene Wege, die in der gottgleichen Schaffung
einer modernen Eva für das Monster gipfeln. FRANKENSTEINS BRAUT
verhalf Karloff endgültig zum (zeitlich begrenzten) Durchbruch und
sicherte ihm bis in die 40er Jahre hinein immer wieder Rollen in
ähnlich gearteten Filmen. Seine große Karriere beschloss er als
Monster mit dem 1939 entstandenen SON OF FRANKENSTEIN und agierte
in dem ebenfalls von Universal produzierten HOUSE OF FRANKENSTEIN
ohne seine berühmte Maske auf der anderen Seite des Operationstisches
als mad scientist. FRANKENSTEINS BRAUT erhielt vom Start weg viel
Beachtung und gilt als eines der Paradebeispiele des tiefgründigen
und intelligenten Horrorfilms. Für James Whale, der mit FRANKENSTEINS
BRAUT ebenfalls auf dem Zenith seiner Schaffenskunst angelangt war,
bedeutete der Film die Wendemarke. Nie wieder würde er einen solch
intensiven Film vorlegen. Whale hatte sich bereits vorab mit den
großen Erfolgen THE OLD DARK HOUSE, der Wells-Verfilmung THE INVISIBLE
MAN und FRANKENSTEIN einen Namen gemacht und ein eher dahinsiechendes
Genre neu belebt. Kaum ein anderer Regisseur in dieser Zeit konnte
solch qualitativ hochwertige Werke vorweisen, die eine dermaßen
gelungene symbiotische Beziehung aus Bildern, Musik und Schauspielkunst
boten. In FRANKENSTEINS BRAUT gibt es viele einzigartige Bilder,
angefangen bei der Mühlensequenz zu Beginn des Films, über die zuweilen
groteske Friedhofsszene bis hin zur unheimlichen Magie des Monsterlabors,
die im Zusammenspiel mit Franz Waxmans eindringlicher (und im übrigen
oft zitierter) Musik eine zuweilen beklemmende bis dramatisch-surreale
Wirkung entfalten. Da FRANKENSTEINS BRAUT auch noch Themen wie Nekrophilie,
die Ausnutzung sexueller Phantasien und fast in bibelkonformer Weise
auch noch die Erschaffung und Rettung von Leben anschneidet, ist
der Film bis heute Gegenstand zahlloser Analysen. Besonders erwähnenswert
ist die Tatsache, dass das Monster - ganz anders als im bei der
Uraufführung gekürzten FRANKENSTEIN - nicht mehr nur als das durch
und durch Böse definiert wird, sondern im Verlauf des Films mehr
und mehr menschliche Züge erhält. Das Erlernen menschlicher Eigenschaften
wie Sprache und Verhalten wurde 1985 von George Romero in DAY OF
THE DEAD ebenfalls thematisiert, wenngleich das Monster in FRANKENSTEINS
BRAUT seine neuen Fähigkeiten gezielt einzusetzen weiß und nicht,
wie in Romeros Film, nur Einem dressierten Tier gleichkommt. Das
Ende des Films lief übrigens in der ursprünglichen Drehbuchversion
auf eine totale Zerstörung des Labors sowie aller Hauptcharaktere
hinaus. Zugunsten eines kleinen Happy-Ends durften Frankenstein
und seine Verlobte am Leben bleiben - mehr noch, ihnen wird vom
Monster selbst das Leben geschenkt. Wenn auch hiermit die menschlichen
Wesenszüge des Monsters abermals gehörig unterstrichen werden, und
man in der Rettung der beiden Sympathieträger des Films auch so
etwas wie die Achtung der Schöpfung vor dem Schöpfer abzuleiten
vermag, rückt gerade dieses Ende ganz beachtlich in die Ecke typischen
Hollywood-Kitschs. Dem Film selbst schadet es jedoch nicht. Mel
Brooks ehrte FRANKENSTEINS BRAUT 1974 mit fast identisch nachgebauten
Sets für seine Parodie FRANKENSTEIN JUNIOR und der über die letzten
Tage im Leben James Whales handelnde und ausgezeichnete Film GODS
AND MONSTERS trägt seinen Titel ebenfalls nicht umsonst. In seiner
Dualität verrät er nicht nur etwas über den Inhalt bzw. den Charakter
seiner Hauptfigur, sondern dient auch als Verweis auf den 1935 geschaffenen
Klassiker. FRANKENSTEINS BRAUT erfuhr 60 Jahre später ein Remake
mit dem schlichten Titel DIE BRAUT. Rocksänger Sting gibt sich dabei
die Ehre in der Rolle Henry Frankensteins und Jennifer Beals (FLASHDANCE)
mimt die Monsterbraut. Dieses Remake sollte man natürlich vermeiden
und dem Original den absoluten Vorzug geben - am besten noch heute!
Text
und Titelgrafik: molotto
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