
Auf der sagenhaften
Südseeinsel Blood Island will der Wissenschaftler Dr. Henderson
wichtige Umweltarbeit betreiben und der gutmenschelnde Jim unter
der Federführung einer internationalen Organisation Aufbau-
und Agrarhilfe leisten. Doch frisch angekommen gucken sie erst einmal
in die schwer betretenen Gesichter der Ureinwohner, die gerade einem
völlig zerfetztem Mädchen eine Seebestattung angedeihen
lassen. Und noch mehr: Völlig unbeeindruckt von der Anwesenheit
der Amerikaner binden die Einwohner von Blood Island Nacht für
Nacht aus einem sich schier nicht erschöpfen wollenden Vorrat
zwei hübsche Nackedeis an Opferpfähle, denn aus dem Dschungel
nähert sich im Mondenschein ein grunzendes, schnaufendes Monster,
das jeder näheren Beschreibung mehr als spottet und das unbedingt
zufriedenzustellen ist, da ansonsten dem Dorf schweres Unheil droht.
Ob sich das Ungetüm von den Mädchen ernährt oder
sie lediglich aus schierem Spaß an der Freud kaputt macht
– da bleibt der Film recht nebulös. Klare Sache hingegen
ist, dass es auf Blood Island vor Mutationen und Merkwürdigkeiten
nur so wimmelt. Sehr lebendige Bananenbäume strecken sich gierig
nach vorbeilaufenden Opfern aus (oder winken oftmals auch einfach
nur die Zuschauer grüßend in die Kamera), ihre Gestalt
fortlaufend ändernde Nachtfalter greifen Menschen an und saugen
Blut. Die Insel trägt ihren Namen wahrlich nicht umsonst. Da
ist, wie Dr. Henderson orakelt, der eine oder andere Atombombentest
Ende der 1940er Jahre wohl etwas zu dicht an diesem Eiland durchgeführt
worden. Für Überraschung sorgt im weiteren Verlauf ein
Spanier mit dem schönen iberischen Traditionsnamen Esteban
Powers. Dieser lebt zurückgezogen (und keiner weiß wovon)
unweit der einfachen Insulaner in einem alten, herrschaftlichen
Anwesen, aufs Beste umsorgt von einem narbengesichtigen, ungemein
schlecht gelaunten Leibwächter und einem ganzen Heer Liliputaner,
die emsig wie die Heinzelmännchen durch Haus und Hof wuseln
und bereitwillig zu jeder Tages- und Nachtzeit überladene Platten
mit Essen und Trinken auftischen. Obwohl Esteban die 50 Lenze unlängst
überschritten hat, strotzt er vor Kraft und ist mit einem ziemlich
jugendlichen Aussehen gesegnet. Und ein solchermaßen glücklich
verlaufender Alterungsprozess, das kann man sich an fünf Fingern
abzählen, kann nur üble Nebenwirkungen haben und mit dem
Verderben anderer einhergehen.

Alle wichtigen
Personen beißen im Laufe des Films ins Gras. Außer der
Lichtgestalt John Ashley. Der rettet das hübsche eingeborene
Mädchen, in das er sich schon von Beginn an verguckt hat. Und
weil die Rolle in der Kamera wohl noch so einige Meter zu bieten
hatte, gibt es zum Entspannen nach all dem Horror und Grauen einen
sage und schreibe fünfminütigen, bunt gestalteten Gruppen-
und Fruchtbarkeitstanz, mit dem Eddie Romero und Co-Regisseur Gerardo
de Leon ihren ersten Eintrag in die Blood-Island-Trilogie auf ungemein
lustige Weise beschließen. Eine schlüssige Erklärung,
warum auf der Insel das Grauen umging, bleibt der Film zwar schuldig,
aber das muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass man sich
mit diesem Streifen nicht trotzdem blendend unterhält. Und
das kann man in der Tat, gibt BRIDES OF BLOOD doch ordentlich Gas,
kann mit einem höchst sehenswerten Monster und schönen
Trickszenen aufwarten und glänzt zu guten Stücken mit
dem Zeigen von knapp beschürzten Mädchen, die in der Regel
ausschauen wie direkt aus dem Katalog. Dass in dieser Hinsicht sogar
noch Luft nach oben ist, bewiesen die beiden Macher mit ihrem äußerst
gelungenen MAD DOCTOR OF BLOOD ISLAND, der diesem Streifen folgen
sollte – aber das ist eine andere Geschichte. In diesem Reißer
reichen auch erst einmal die zahlreichen verbalen Anzüglichkeiten,
die man der sich überaus nymphoman gebenden Beverly Powers
in den Schnabel gelegt hat. Frau Powers firmiert in diesem Appetithappen,
wie so häufig in ihrer Karriere, als Beverly Hills und hat
definitiv eine bessere Rolle als John Ashley, der in BRIDES OF BLOOD
etwas viel Blässe zeigt, die nicht immer vornehm wirkt. Trotzdem
gehörte Ashley fortan zum Stamm-Ensemble der Blood-Island-Filme
und ist aus diesem Reigen auch gar nicht wegzudenken. Seinen Partner
spielt hier der altgediente Kent Taylor, den man sofort am Gesicht
erkennt, auch wenn einem sein Name nicht sofort einfallen will.
Er hatte zu diesem Zeitpunkt seine besten Zeiten definitv hinter
sich und gibt den Wissenschaflter mit überproportioniertem
Ernst, was den Spaßfaktor des Films noch weiter in die Höhe
treibt. Zieht man in Betracht, dass im selben Jahr Filme wie NACHT
DER LEBENDEN TOTEN oder 2001 entstanden sind, wirkt BRIDES OF BLOOD
zuweilen herrlich altbacken und eher dem klassischen Monsterfilm
der zwei vorangegangenen Dekaden verhaftet. Darüber hinaus
geizt der Streifen aber auch nicht mit wohlgemeinten Schockerbildern,
die man so nicht unbedingt erwartet hätte. Gerardo de Leon
und Eddie Romero, der überhaupt erst durch de Leon zum Film
kam und im Laufe seiner Karriere mit einigen Auszeichnungen bedacht
wurde (allerdings nie für einen seiner Blutinsel-Filme) haben
mit schmalem Portmonnaie vorzügliches Unterhaltungskino mit
großem Schauwert geschaffen. Die Einladung zu weiteren Ausflügen
nach Blood Island nimmt man deshalb gerne und ohne Umschweife an.
Text
und Titelgrafik: molotto
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