
In einem Zoo treffen
sich der bei einem Schiffskonstrukteur beschäftigte Zeichner
Oliver Reed und die als Modeillustratorin arbeitende Irina. Da Irina
als noch nicht allzu lang in den USA weilende Serbin kaum Bekannte
hat, freunden sich beide miteinander an. Mehr noch, Oliver bringt
ihr sogar zu einem Rendezvous eine Katze mit, damit sie nicht mehr
so allein ist. Doch Irina mag die samtpfotigen Tiere nicht so besonders,
also beschließen sie, das Tier gegen ein anderes zu tauschen.
In der Zoohandlung angekommen, reagieren die Tiere sehr aufgeregt,
als die beiden das Geschäft betreten und die Katze zurückgeben
und dafür einen Kanarienvogel mitnehmen.
Schnell wächst in Irina und Oliver die Liebe, die allein von
Irinas Vergangenheit in Serbien überschattet wird, denn schon
immer sind ihr die Erinnerungen an ihr Heimatdorf eine Qual gewesen.
Dort sollen sich einst schreckliche Dinge ereignet haben, die in
Teufelsanbetung und schließlich Irinas Flucht gipfelten. Dennoch
gelingt es Oliver, all diese bösen Gedanken zu zerstreuen und
Irina zur Heirat zu bewegen. In der Hochzeitsnacht zeigt sich Irina
Oliver gegenüber sehr abweisend, noch nicht einmal einen Kuss
mag sie ihm gestatten, denn die dunkle Vergangenherit in Serbien
lastet immer noch schwer auf Irina und beeinflusst ihr ganzes Leben.
Als sie eines Tages ihren Kanarienvogel in die Hand nehmen will,
stirbt dieser vor Schreck. Irina nimmt daraufhin das tote Tier und
bringt es in den Zoo zum Raubtiergehege und wirft ihn einem Panther
zum Fraß vor. Erschrocken über ihre eigene Kaltblütigkeit,
legt sie abends vor Oliver ein Geständnis über das Geschehene
ab. Weil es so nicht weitergehen kann, schlägt Oliver vor,
ihr professionelle Hilfe durch einen Psychiater zukommen zu lassen.
Bei Dr. Judd auf der Couch erzählt Irina von ihrer Vergangenheit
in Serbien und ihrer Angst, sich wie die vor den Häschern geflüchteten
Satansanbeter ihres Dorfes in einen Tiermenschen, eine Katzenfrau,
zu verwandeln, sobald sie jemand liebt oder gar nur zärtlich
berührt. Wenn es dem Doktor auch nicht gelingt, ihre abergläubischen
Befürchtungen zu zerstreuen, verspricht er dennoch psychatrische
Hilfe. Doch Irina glaubt nicht an eine Hilfe auf diese Art und bleibt
den Folgesitzungen fern. Dafür sieht sie sich bald mit einem
neuen Problem konfrontiert, denn Oliver hat von Irinas Ängsten
und dem Besuch beim Psychiater auch seiner engsten Arbeitskollegin,
Alice, berichtet, wie Irina eines Abends gewahr wird. Sie reagiert
sehr enttäuscht auf diesen ihrer Meinung nach begangenen Vertrauensbruch.
Aber auch die Eifersucht wächst in ihr, die sie bestätigt
findet, als sie eines Abends ihrem Mann nachstellt und ihn nach
der Arbeit mit Alice in einem Lokal sitzend findet. Für Alice
wird es nun gefährlich, denn bereits auf dem Heimweg folgen
ihr Schritte und kurze Zeit später ist aus einem Gebüsch
drohendes Knurren und Fauchen zu hören. Nur durch einen zufällig
haltenden Bus kann sie Schlimmeren entkommen. Ihre ungestillte Wut
lässt Irina an einigen Schafen im Zoo aus und als sie am nächsten
Tag wieder dorthin geht, lässt sie den Schlüssel vom Panthergehege
mitgehen. Danach folgt Irina abermals Alice, die in ein Schwimmbad
geht. Während Alice allein im Becken ihre Bahnen zieht, wird
sie abermals des Knurrens einer Raubkatze gewahr und wenig später
findet sie ihren Bademantel in Fetzen zerrissen vor. Von diesen
schaurigen Ereignissen vollkommen überfordert, schildert Alice
Judd ihre Vermutung, dass Irina sie auf irgend eine unheilvolle
Art und Weise verfolgt und bedroht, außerdem gesteht sie ihm,
dass sie sich in Oliver verliebt hat. Judd verspricht ihr, sich
mit Irina zu treffen und die Sache mit ihr zu diskutieren. Bei dem
Treffen mit Irina kann Judd sie zunächst scheinbar endgültig
davon überzeugen, dass sie sich die Gefahren, die sie für
sich und ihre Nächsten sieht, nur einbildet. Von dem Gespräch
sehr positiv beeinflusst, will Irina Oliver freudig von dem Gedanken
an Heilung ihres Seelenleidens berichten, doch er macht dies zunichte,
indem er anfängt von Scheidung zu erzählen. Außerdem
gesteht er Irina, dass er sich in Alice verliebt hat. Sie schickt
ihn daraufhin weg und wird schier wahnsinnig vor Wut. Oliver trifft
sich mit Judd und Alice und sie beraten über die Möglichkeit
der Annullierung der Ehe, da sich Irina nach Judds medizinischer
Schlussfolgerung am Rande einer gefährlichen Geisteskrankheit
befindet. Zusammen wollen sie Irina davon überzeugen, dass
es besser für sie sei, einer Annullierung zuzustimmen und sich
deshalb mit ihr treffen. Doch als sie sie in ihrer Wohnung aufsuchen,
ist sie nicht da. Während Alice und Oliver in der Nacht im
Büro arbeiten, gelingt es Judd, sich wenig später allein
mit Irina zu treffen, dabei versucht er zudem, sich ihr zu nähern,
da er sich in sie verliebt hat. Als Judd sie in den Arm nehmen will,
stößt sie ihn weg. Binnen kürzester Zeit vollzieht
sich die Verwandlung Irinas in ein Katzenwesen und es kommt zum
Kampf.
Alice und Oliver, durch einen vorherigen Anruf von Irinas Erscheinen
bei Judd informiert, eilen zur Wohnung, können Judd allerdings
nur noch tot vorfinden, sein Schwertstock abgebrochen neben ihm.
Die durch den Kampf mit Judd verletzte Irina schleppt sich noch
zum Zoo, öffnet die Tür zum Panthergehege und lässt
sich von dem Raubtier töten. Wenig später finden Oliver
und Alice die endgültig von ihrem Bann erlöste Irina.

Gerade weil sich
KATZENMENSCHEN nur auf wenige Personen konzentriert, diese das Hauptaugenmerk
des Films sind und demzufolge ausgesprochen genau dargestellt werden,
wird der Film zu einer sehr intensiven Erfahrung innerhalb des Horrorfilms.
Dabei gelingt es den Akteuren durchgehend, fast allein durch ihr
Spiel die ganze Palette von Emotionen, vor allem aber Verunsicherung
und Angst, auf den Zuschauer zu übertragen. Dem spielt zu,
dass der Film von einer ausgefeilten Schwarzweiß-Fotografie
lebt, der es gelingt, innerhalb einer Szene (zum Beispiel zum Schluss,
als sich Oliver und Alice von ihrem Büro zu Doktor Judd aufmachen
wollen) die Stimmungslage von einem Moment auf den anderen komplett
umkippen zu lassen und ein unangenehmes Gefühl von Bedrohung
heraufzubeschwören. Dabei wird in KATZENMENSCHEN das Monster
so gut wie gar nicht gezeigt. Und auch von der Verwandlung Irinas
sieht man nie etwas. Tourneur begnügt sich mit Andeutungen
und einigen Toneffekten, um sein Monster zum Leben zu erwecken.
Dabei arbeitet der Film auf sehr konsequenter Weise mit der Vorstellungskraft
der Zuschauer, lässt gerade aber zu Beginn oftmals völlig
im Unklaren, ob es eine wirkliche Bedrohung überhaupt gibt
oder das Monster nicht nur deshalb existiert, weil der Zuschauer
nachhaltig dazu verführt wird, sich genau ebendies vorzustellen.
In Einsturzgefahr gerät das Konstrukt der Imagination immer
genau dann, wenn Doktor Judd seinen zunächst durch Rationalität
auffallenden Auftritt hat. Allerdings nur, um sich einige Szenen
weiter von Neuem aufzubauen.
Und darin liegt die eigentliche Stärke des Films. Wie die sprichwörtliche
Katze mit der Maus spielt KATZENMENSCHEN mit der Vorstellungskraft
des Zuschauers und zieht daraus fast seine gesamte Spannung, die
sich nicht nur in kurzen Schockmomenten ergießt, sondern auch
über längere Abschnitte getragen werden kann. Dabei kommt
dem Film auch zugute, dass er über ein scheinbar ausgesprochen
straff organisiertes Drehbuch verfügt haben muss, denn es gibt
allein wegen der äußerst knapp bemessenen Laufzeit keine
Szene in KATZENMENSCHEN, die lediglich der Ausschmückung des
Films dient - jeder Moment hilft dem Voranschreiten der Geschichte
und dem Aufbau von Spannung.
Nach KATZENMENSCHEN traten das Gespann Jacques Tourneur (Regie)
und Val Lewton (Produzent) noch mit ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE und
THE LEOPARD MAN zwei weitere Werke los, die nach einer ganz ähnlichen
Formel arbeiteten. Tourneur, der in folgenden Jahren im Bereich
des Film noir ebenfalls einen Hochspannungsthriller nach dem anderen
drehte, lief mit DER FLUCH DES DÄMONEN über 15 Jahre nach
KATZENMENSCHEN zu neuerlicher Hochform im Genre auf.
KATZENMENSCHEN fand mit CURSE OF THE CAT PEOPLE unter der Regie
von Robert Wise und abermals nach einem Drehbuch von DeWitt Bodine
sowie mit Simone Simon besetzt eine sehr intensive Fortsetzung,
mit Paul Schraders eigener Version von KATZENMENSCHEN aus dem Jahre
1982 ein Remake. Während CURSE OF THE CAT PEOPLE sich über
weite Strecken der Rezeptur verschreibt, die das Original vorschreibt,
bedient das mit einem popigen Plakat ausgestattete Remake in erster
Linie die Klientel, die eine erotische Momente mit Nastassja Kinski
und einige zeitgenössische Effekte sehen wollen. Die Vorstellungskraft
des Zuschauers so stark anzuheizen wie 60 Jahre zuvor das Original
vermag der Film jedoch nicht - selbst nicht in den Szenen, in denen
sich die Kinski aus ihren Kleidern schält. Die deutsche Fassung
von KATZENMENSCHEN krankt vor allem an der nachträglich aufpolierten
Filmmusik und einer relativ neuen Synchronisation sowie dem damit
verbundenen Austausch der Toneffekte. Seine einzigartige Stimmung
baut der Film ungleich besser in der englischsprachigen Originalfassung
auf.
Text
und Titelgrafik: molotto
|
|
















|