
Baron Victor Frankenstein
liegt zusammengekauert in seiner Gefängniszelle und wartet
auf seine Hinrichtung. Als ein Geistlicher ihn aufsucht, versucht
Frankenstein in seiner Verzweifelung den Priester von der Richtigkeit
seines Handelns zu überzeugen. Er beginnt seine Geschichte
an dem Tag, an dem sein Vater zu Grabe getragen wurde. Die letzten
Trauergäste verlassen das Haus, unter ihnen auch seine Cousine
Elizabeth und seine Tante Sophie. Er versichert den beiden noch,
die finanzielle Unterstüzung von Seiten seines Vater fortzusetzen.
Einige Minuten später läutet es an der Tür und Paul
Krempe, der sich auf die Suchanzeige für einen Hauslehrer gemeldet
hatte, tritt in das Leben des jungen Barons. Der gelehrige Schüler
ist von Paul begeistert und schon nach wenigen Jahren ist Victor
auf dem naturwissenschaftlichen und medizinischen Kenntnisstand
der Zeit. Das Lehrer-Schüler-Verhältnis ist schon längst
einem freundschaftlichen gewichen und Paul beschließt weiterhin
im Hause des Barons zu verweilen, um gemeinsam mit ihm zu forschen
und in die Welt des Unbekannten vorzudringen. Die Jahre vergehen
und die kontinuierliche Arbeit trägt ihre Früchte. In
einem sensationellen Versuch gelingt es den beiden einen toten Hund
wieder zurück ins Leben zu holen. Doch schon am gleichen Abend
scheiden sich die Geister der beiden Wissenschaftler. Während
Paul die gewonnenen Erkenntnisse der medizinischen Welt offenbaren
möchte, liegen Victors Absichten ganz woanders. Er scheint
besessen von dem Gedanken einen perfekten Menschen aus Leichenteilen
zusammenzusetzen und ihn zum Leben zu erwecken. Paul läßt
sich breit schlagen und hilft Victor dabei den Körper eines
erhängten Verbrechers zu stehlen, beteiligt sich aber nicht
weiter an den Experimenten. Inzwischen ist Elizabeth, mittlerweile
zu einer schönen jungen Frau herangewachsen, in Frankensteins
Haus eingezogen und beabsichtigt Victor in naher Zukunft zu heiraten.
Paul sieht Elizabeth angesichts der Pläne von Victor in großer
Gefahr und beschwört sie das Haus zu verlassen. Sie aber bleibt,
nicht zuletzt weil sie sich auf Grund der langen finanziellen Unterstüzung
an Victor versprochen sieht. Victor setzt derweil seine Arbeit fort,
hat die Hände eines verstorbenen Bildhauers besorgt und ist
nun auf der Suche nach dem Gehirn eines Genies. Zu diesem Zweck
läd er den alten Professor Bernstein ein und schubst ihn von
einer Galerie in die Eingangshalle seines Hauses. Paul ahnt, dass
Frankenstein nur an dem Gehirn des nun toten Professors interessiert
ist und überrascht ihn bei der Entnahme. Es kommt zu einem
Handgemenge und das in einen Glas befindliche Gehirn wird gegen
ein Wand geschleudert. Für Paul ist nun das Maß erreicht
und er verläßt endgültig das Haus. Victor arbeitet
davon unberührt weiter, setzt seiner Kreatur das verletzte
Gehirn ein und erweckt sie zum Leben...

FRANKENSTEINS FLUCH
war für die britschen Hammer Studios der erste Ausflug ins
Horror-Genre und gleichzeitig auch ihr erster Farbfilm. Man bediente
sich mit "FRANKENSTEIN" der berühmten Romanvorlage
von Mary Shelley, änderte aber im Vergleich zu vorhergehenden
Verfilmungen des Stoffes die Handlung etwas. Der Vergleich zu James
Whales Meisterwerk von 1931 liegt hier natürlch nahe, doch
FRANKENSTEINS FLUCH erzählt die Geschichte anders: Das Monster
tritt etwas in den Hintergrund, wofür die Entwicklung und die
Beweggründe des Schöpers weiter in den Fokus der Geschichte
rücken. Der Baron verwandelt sich von einem teamfähigen
Wissenschaftler mit ehrenwerten Zielen in einen besessenen Egomanen,
der für die Umsetzung seiner Ideen immer rücksichtloser
vorgeht. Schließlich schreckt er selbst vor Morden nicht zurück,
um sein Projekt zu vollenden und zu schützen. Peter Cushing
als Baron und Robert Urquhart als Paul Krempe sind die tragenden
Figuren und bieten eine markelose Darstellung. Christopher Lee als
stummes Ungeheuer hat etwas wenig "sceen time" und somit
recht eindimensional. Auch wenn FRANKENSTEINS FLUCH etwas statischer
und nicht so blutig wie spätere Frankenstein-Filme aus gleichem
Hause daherkommt, hat er seine Qualitäten. Gute Dialoge und
Regie, eine wunderschöne Ausstattung und Ausleuchtung, sowie
erstklassige Darsteller verbreiten eine angenehm gruselige Gothic-Stimmung
und erzählen ohne allzuviel vordergründige Effekthascherei
eine spannende Geschichte. Eine Eigenschaft, die in vielen späteren
Hammer-Produktionen, besonders ab Ende der sechziger Jahre schmerzlich
zu vermissen ist. Die deutsche DVD von Warner Home hat neben einem
Trailer zwar wie gewohnt keine weiteren Extras, bietet aber (auch
wie gewohnt) ein tadellose 16:9 Bild und einen guten Mono-Ton.
Text
und Titelgrafik: dr. whogen
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