
Die hübschen
Nichten des Inquisitors Gustav Weil, die Zwillinge Frieda und Maria,
sind zu Besuch auf dem herrschaftlichen Sitz ihres Onkels. Und weil
sie sich nach dem neuesten italienischen Schick kleiden und keine
schlichten, schwarzen, jedes kleine bisschen Haut verdeckenden Kleider
tragen, fallen sie dem knorrigen Mann sogleich unangenehm auf. Der
alte Weil setzt schwer auf Tugendhaftigkeit und Ordnung, vor allem
auch in religiösen Fragen, weshalb ihm alle allein lebenden
Frauen im näheren Umkreis ein Dorn im Auge sind und er in ihnen
willige Werkzeuge des Satans sieht. Die Scheiterhaufen werden dementsprechend
schnell und häufig von ihm und seiner dubiosen Bruderschaft,
mit der er ständig Wald und Wiesen nach Satansdienern und Hexen
durchforstet, entfacht. Ganz besonders abgesehen hat der alte Weil
es auf den Grafen Karnstein, den er in flagranti mit einer Kräuterhexe
erwischt hat. Da Graf Karnstein allerdings unter dem Schutz des
Königs steht, kann Weil ihm und seiner Liebschaft nicht ans
Leder. Umso schlimmer die Bestürzung, als sich die nach Vergnügungen
aller Art sehnende Frieda heimlich mit dem Grafen einlässt,
die Sache auffliegt und sich Karnstein zuderm als Vampirfürst
entpuppt, dem es gut in den Kram passt, die Nichte des lokalen Hexenjägers
auf seine Seite zu ziehen. Die eher keusche Maria erliegt derweil
dem Charme des gelehrten Anton, dem Lehrer und Geisteswissenschafler
des Ortes, dem Gustav Weil ebenfalls nicht über den Weg traut.
Als Antons Schwester auch ein Opfer des blutsaugenden Grafen wird
und für Maria ebenfalls große Gefahr durch die nimmersatte
Blutlutschtruppe droht, schließt er sich nach der Bereinigung
seiner Unstimmigkeiten mit dem Inquisitor Weil und der Bruderschaft
kurz und hat, gelernt ist schließlich gelernt, einige Tipps
parat, wie der Vampirbrut ohne Rücksicht auf Verluste endgültig
der Garaus gemacht werden kann.

Anfang der 70er
Jahre hatte die Zeit schon einige Jahre lang gegen die noch immer
recht biedere Art der Hammer-Vampirfilme gearbeitet. Andere Themen
waren gefragt und die Modernisierung des Horrorfilms unlängst
in vollem Gange - man denke hierbei nur an George A. Romeros DIE
NACHT DER LEBENDEN TOTEN. Demzufolge wirkt DRACULAS HEXENJAGD trotz
aller drastischen Szenen und dem einen oder anderen entblößten
Busen ungemein altbacken und sehr, sehr bieder. Das Hinüberretten
des Vampirfilms Marke Hammer in eine andere Zeit funktioniert mit
den Mitteln, zu denen DRACULAS HEXENJAGD mitunter greift, so gut
wie gar nicht. Zudem versuchte man auf internationaler Verwertungsebene
noch immer von der Bekanntheit, die die Dracula-Filme der Hammer
nach wie vor genossen, zu zehren. An sich basiert John Houghs Streifen
aber auf Joseph Sheridan Le Fanus Karnstein-Erzählung und den
darin erscheinenden Charakteren und schwindelt dementsprechend oft
auf seinem ausländischen Etikett. Von Le Fanu ist im fertigen
Film bis auf einige Details aber ebenso wenig zu sehen wie vom Draculschen
Vampirurgestein. Außerdem kommt auch nicht umhin, DRACULAS
HEXENJAGD gerade im Mittelteil einige ungeheure Durchhänger
bescheinigen zu müssen. Und während in den älteren
Hammer-Filmen - Dracula hin, Dracula her - die Rolle des Vampirs
noch mindestens ebenso bedeutsam war, wie die der Helden, wird in
DRACULAS HEXENJAGD ein nicht gerade spielbestimmender und recht
uncharismatischer Vampir geboten, der einzig noch dazu taugt, als
Vorwand für ein möglichst dramatisches Ende herzuhalten.
Über weite Strecken sind allein Hexenverfolgung und Schmachtereien
dominierend, erst im letzten Drittel des Films kommt das Vampirthema
überhaupt so richtig zum Zuge und wird überaus fix durchgearbeitet.
Auf der Haben-Seite von DRACULAS HEXENJAGD steht der klare Vorteil,
dass mit Peter Cushing ein durchaus konkurrenzfähiger Hexenjäger
geboten wird. Seine Darstellung des Gustav Weil ist wirklich ungemein
bemerkenswert und stets eine wahre Freude für Aug und
Ohr. Ein noch relativ junger David Warbeck als naiver Anton rundet
das Spektakel überaus manierlich ab, obwohl man schon sagen
muss, dass er von allen Helden, die die Hammer einst auf ihre Vampire
losgelassen hat, derjenige ist, der am wenigsten Ausstrahlung besitzt.
Sobald er zusammen mit Peter Cushing Szenen bestreitet, nimmt man
ihn kaum noch wahr, so überstrahlt die Präsenz des Hammer-Stammspielers
den durchaus interessanten Seiteneinsteiger. Ein ebensolches Kreuz
ist es auch mit den Playmate-Zwillingen Madeleine und Mary Collinson,
die zwar optisch durchaus eine Zier für den Streifen sind und
hin und wieder zumindest so tief blicken lassen, wie es den Zensor
damals gerade noch vor keinerlei Probleme stellte, wirklich bleibenden
Eindruck vermögen sie nicht zu hinterlassen. Vor allem aber
mangelt es hier wie insgesamt gerade den späteren Hammer-Filmen
an den klassischen und atmosphärisch ungemein dichten Bildern,
die die Produktionen der 50er und 60er Jahre noch durchgehend auszuzeichnen
verstanden. Und waren es doch gerade diese grandios eingefangenen
Bilder, die sehr konform mit denen gingen, die auch der klassische
Schauerroman in den Köpfen seiner Leser zu produzieren wusste.
Eine solche Kunstfertigkeit ist in DRACULAS HEXENJAGD kaum mehr
auszumachen. Und selbst das Schloss des Vampir-Grafen, sonst in
jedem Hammer-Film immer ein Hort des unterschwellig drohenden Unheils,
ist in dieser Produktion über weite Strecken einfach eine bedeutungslose,
alte Bude. Wenn dann am Ende noch die Splatterkeule ausgepackt wird,
kann man schon arg darüber streiten, ob diese Szenen dem Film
nicht mehr schaden als nutzen. Bis auf wenige Ausnahmen (man denke
an den für solcherlei Spezialitäten weitaus passender
gegossenen FRANKENSTEIN AND THE MONSTER FROM HELL) ist hierfür
in einem sich eher an die lange Tradition des Studios heftenden
Vampirfilm denkbar wenig Platz. DRACULAS HEXENJAGD ist in seiner
Gesamtheit ein sehr mittelprächtiger Film geworden - selbst
den schlechteren Dracula-Filmen mit Christopher Lee kann er nicht
das Wasser reichen. Nicht von der Hand zu weisen ist zudem, dass
der Film ohne die starke und den ganzen Streifen immer wieder auf
Kurs bugsierende Präsenz von Hammer-Urgestein Peter Cushing
eine ganz schöne Gurke geworden wäre.
Text
und Titelgrafik: molotto
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