
Der letzte Nachfahre
der experimentierfreudigen Frankenstein-Familie befindet sich auf
dem absolut absteigenden Ast: Seine krude Kunst kann er nur noch
unter dem Decknamen Dr. Durea und hinter der schützenden Fassade
einer Freakshow auf dem Rummelplatz an der amerikanischen Waterkant
ausüben. Viel weniger steht ihm dabei allerdings der Sinn nach einem
neuen Homunculus, den er wohl mehr aus Gewohnheit dennoch kreiert,
sondern nach ganz viel Macht. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt
er ganz viele junge Frauen, aus deren Blut er ein Elexier ziehen
kann, das bei richtiger Anwendung Tür und Tor für jedwedes übermenschliche
Tralala öffnet. Von solcherlei Dingen fühlt sich natürlich auch
Graf Dracula, der komischerweise in beinahe direkter Nachbarschaft
ein Schloss bewohnt, angezogen. Der sinistre Graf möchte aus dem
Schaffen Frankensteins ebenfalls seinen Nutzen schlagen. Und weil
es sich so schön trifft, arbeiten die beiden Horrorfiguren in beiderseitigem
Einvernehmen mit sofortiger Wirkung zusammen und sehen nichts Geringeres
als die Weltherrschaft in greifbare Nähe rücken. Weiteres Mitglied
im Bunde ist der etwas verunstaltete Sklave Frankensteins, Groton,
der auf das Elexier des Doktors angewiesen ist, weil's bei ihm zuweilen
heftigst im Oberstübchen zwickt und zwackt. Für die regelmäßige
Zuckerspritze besorgt er im Gegenzug die Leichen, die er vornehmlich
mit einer Axt in transportable Stücke zu hacken pflegt. Das Verschwinden
eines jungen Mädchens ruft allerdings eines Tages deren Schwester
auf den Plan, die sich mit der Arbeit der eh nur herumblödelnden
Polizeitruppe keineswegs vollends zufrieden zeigt. Ihr zur Seite
steht eine herb esoterisch angehauchte Knalltüte namens Mike. Mike
ahnt die fürchterlichsten Dinge, verstärkt noch dadurch, dass ihm
im Verlauf der (bescheuerten) Handlung ebenfalls eine Freundin abhanden
kommt. Schlussendlich kriegen beide das Rätsel um die irre Kirmesbude
gelöst, Frankenstein einen Tritt in den Hintern, Groton eine Überdosis
und den lieben Grafen zerhaut's auf der letzten Stufe vor dem rettenden
Dunkel des Schlosses im ersten morgendlichen Sonnenstrahl, nachdem
er sich vorher im dunklen Wald mit Frankensteins Monster gebalgt
und ihm die Extremitäten abgerissen hat. Halleluja!

Al Adamson ist
nicht dafür bekannt, dass er gute Filme gemacht hat. Viel spektakulärer
war dafür sein Ableben: Eingemauert im Betonfundament eines Whirlpools
fand er ein tragisches, dafür immerhin seinerzeit sogar in den RTL-Nachrichten
breitgetretenes Ende. So grotesk wie dieser Abgang ist auch Adamsons
filmisches Schaffen. Da bildet weder vorliegendes Kabinettstück
eine Ausnahme noch seine weiteren, vornehmlich ähnliche Sujets behandelnden
Phantastereien. Wenngleich DRACULA VS. FRANKENSTEIN zusammen mit
dem überaus sehenswerten, arg brutal geratenen SATAN'S SADISTS (DIE
SADISTEN DES SATANS, 1969) durchaus zu den besseren Werken Adamsons
zählt, darf dies keineswegs als Qualitätsmerkmal gelten. Und dennoch:
Die überaus witzigen Dialogpassagen der genannten Filme hebeln einiges
wieder ins Lot, was die eher dürftig ausgearbeiteten Stories nicht
herzugeben in der Lage sind. Aber auch die deutschen Synchronisationen
krachen geradezu vor schauderhaften Verbalattraktionen jenseits
des Vorstellbaren. Und das in einer Art und Weise, dass sich die
Filme zumindest für Liebhaber unausgeklügelter Trashkost geradewegs
als ein unverzichtbares Muss erweisen. Bei DRACULA VS. FRANKENSTEIN
möchte man am liebsten mitstenografieren. Solch erstklassige Dialoge
und wissenschaftliche Spitzfindigkeiten bekommt man nur selten in
einem einzigen Film geboten. Dass DRACULA VS. FRANKENSTEIN einen
langen Produktionsprozess von nicht weniger als rund drei Jahren
hinter sich hat, merkt man dem Film sowieso an allen Ecken und Enden
an. Abgerundet wird das Spektakel dafür mit einem wahren Sammelsurium
an tollen Stars. WOLF MAN Lon Chaney, C. Carrol Naish aus DIE BESTIE
MIT DEN FÜNF FINGERN, Russ Tamblyn, der Star aus Adamsons SADISTEN
DES SATANS sowie dem gar nicht hoch genug zu lobenden Monsteraufwasch
FRANKENSTEIN - ZWEIKAMPF DER GIGANTEN und ein kurzer Auftritt von
"Famous Monsters Of Filmland"-Legende und Horror-Guru Forrest J.
Ackerman sind mehr, als man normalerweise in dieser Kategorie erwarten
kann. Jim Davis verdingte sich bis zu seinem Ableben bei der amerikanischen
Endlos-Soap DALLAS. Außerdem gibt's den wahrscheinlich idiostischsten
Dracula seit Menschengedenken, der ein weinig so aussieht, als wäre
er bei CAR WASH abgehauen. Ein Film wie ein Donnerschlag! Die deutsche
DVD bietet übrigens einen recht ansehnlichen Transfer, der mit der
alten Kino-Synchronisation ausgestattet wurde, allerdings den O-Ton
vermissen lässt. Sehr löblich auch die Ausstattung, die mit Kinotrailer,
TV-Teaser, einem Audiokommentar von Produzent Samuel M. Sherman,
Al Adamson-Doku, Deleted Scenes, phantastischen Bildergalerien und
Super 8-Setclips reichhaltiges Forschungsmaterial bietet. Ein Silberling,
der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen darf.
Text
und Titelgrafik: molotto
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