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ENDHIRAN 
ENTHIRAN (Indien), ENTIRAN (Exporttitel), THE ROBOT (USA)
2010
Indien
176 Min. 49 Sek.
Sun Pictures
Shankar (S. Shankar)
Kalanidhi Maran, Jack Rajasekar, Hansraj Saxena
S. Shankar, Swanand Kirkie, Shree Ramakrishna, Pa. Vijay
Ratnavelu (R. Ratnavelu)
A. R. Rahman
Jared Guenther, Anthony Julio, Aimee Macabeo, David Monzingo, Adel Adili, Paul Debevec, Pete Draper, Cole Taylor
Chitti, der Roboter
Rajnikanth (Shivaji Rao Gaikwad) .... Dr. Vaasegaran / Chitti
  Aishwarya Rai Bachchan .... Sana
  Danny Denzonga .... Dr. Bohra
  Santhanam .... Siva
  Devadarshini Chetan .... Latha
  Karunas .... Ravi
  Delhi Kumar .... Vaasegarans Vater
  Cochin Hanifa .... Verkehrspolizist
  Kalabhavan Mani .... Pachaimuthu
  Sabu Cyril .... Agent Shah
  Shriya Sharma .... Studentin
Ayngaran International (DVD, UK, USA), Sruthilayam (DVD, Indien)
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Dr. Vaasegaran bastelt an seinem ersten perfekten Roboter, den er – entgegen allen Trends – an das indische Militär zu verkaufen gedenkt. Und in der Tat gelingt das Experiment und Chitti, wie der Blechkumpel mit Gummihaut getauft wird, übertrifft alle Erwartungen. Allerdings neidet der Doktorvater, der gemeine Dr. Bohra, seinem einstigen Zögling den Erfolg und verhindert mit einem miesen Trick, der dazu führt, dass Chitti fast seinen Erbauer massakriert, die nötige Zulassung von höchster Stelle. Damit so etwas nicht wieder passiert, bastelt Dr. Vaasegaran so lange an Chitti herum, bis dieser in der Lage ist, menschliche Gefühle zu entwickeln. Das hat allerdings wiederum zur Folge, dass sich der Roboter statt um seinen Militäreinsatz viel mehr um Dr. Vaasegarans Verlobte kümmert und dieser bei jeder Gelegenheit nachstellt. Dr. Vaasegaran geht das natürlich zu weit und er kloppt in einer beherzten Aktion sein Ebenbild kurz und klein und wirft die Reste auf den Müll. Doch die Restenergie in Chitti genügt, dass er sich alsbaldig aus der Müllkippe erhebt und bei Dr. Bohra Unterschlupf findet, der ihn vollständig wiederherstellt. Außerdem erhält Chitti einen neuen Programmchip, der ihn nur noch Übles tun lässt. Mehr noch: Der Chip versetzt ihn in die Lage, Dr. Bohras Roboterarmee nach seinem Ebenbild umzubauen und in einem atemberaubenden Racheakt auf die Menschheit loszulassen.

Das Laborgebäude, in dem der Wissenschaftler Dr. Vaasegaran mit Hilfe von zwei stets Schabernack treibenden Gehilfen seinen Roboter zusammenbaut, ist weit weg vom muffigen Bastelkeller anderer Streifen, sondern ein durch und durch gestyltes Designer-Anwesen. Mit solchen etwas weit hergeholten Was-kost’-die-Welt-Augenweiden ist der Film auch ansonsten reichlich gespickt. Und wie beim Kino aus Indien üblich, ist der Rahmen, in dem alles spielt, unendlich groß, die Probleme hingegen ganz klein und meist aufs Zwischenmenschliche bezogen und niemals auf Geld, Krieg oder gar politische Ungerechtigkeiten. Und damit hat der Film an manchen Stellen auch gehörig zu kämpfen, denn mehr als einmal holpert er schon ganz gehörig in diesem Klein-Klein herum und die Konzentration aufs Romantische, der am Ende selbst das größte und desaströsetes Ungemach entspringt, geht etwas nach hinten los. Große Taten verlangen auch nach großen Geschichten, in denen es mindestens um die Rettung der Welt geht. Das kann ENDHIRAN nicht bieten. Der Tiefpunkt wird ungefähr zur Mitte des Films erreicht, wo Chitti von seiner Angebeteten zum Preis eines Kusses losgeschickt wird, den Moskito ausfindig zu machen, der sie just gepiekst hat und sich in Folge eine höchst lachhafte Diskussion mit einem Insektenschwarm entspinnt, denn der Roboter ist natürlich auch auf „mückisch“ programmiert. Szenen wie diese ziehen den Streifen unnützerweise herunter und auf das bodenlose Niveau von Teletubbies oder Barney, dem dröseligen rosa Plüschsaurier. Kurzum: Vorstell- und damit nachvollziehbar ist das Ganze von der ersten bis zur letzten Minute nicht wirklich, unterhaltsam aber schon, wenn man so viel Hornhaut an geeigneter Stelle mitbringt, auch die eine oder andere Gesangs- und Tanzeinlage, die natürlich nicht fehlen darf, durchzusitzen. Und selbst die passen dann leider nicht so ganz zum schmonzettenhaften Kleid des Films, sondern fallen zu einem Großteil topmodern und technohaft aus. Dummerweise versandet in dem knallbunten Spektakel auch zu sehr der interessanteste Aspekt, den ENDHIRAN zu bieten hat: Chittis Ringen nach Anerkennung seines Daseins als Leben im ursprünglichen Sinne. Dieser Faden wird zwar gelegentlich aufgenommen, in der Regel aber eiligst im nächsten Musikstück oder der nächsten Actionsequenz wieder zu Grabe getragen. Vielleicht wäre der Frankenstein’sche Konflikt aber auch eine Nummer zu groß für dieses in erster Linie auf polierte Oberfläche abonnierte Werk geworden. Wenn auch nicht das Hirn, so haben Auge und Ohr drei Stunden lang umso mehr zu tun, denn zu beschauen gibt es zahllose, zum größten Teil recht geglückte Computereffekte, ganz viel superman-mäßige Spaß- und Spezialaktionen und zugekaufte Animatronics aus den Studios von Stan Winston. Auch der Krachbumm-Faktor des Films ist enorm und in der letzten Stunde, wenn Chitti unter dem Einfluss des bösen Dr. Bohra steht, werden Szenen präsentiert, die einem so manches Mal ob des ungezügelten Einfallsreichtums der Macher noch ein Staunen abringen. Und ob der Wucht des Gebotenen verkommen dann selbst der indische Superstar Rajnikanth in der Doppelrolle von Chitti und Dr. Vassegaran und die sich den ganzen Film über naiv bis leicht dämlich gebende Aishwarya Rai zur blanken Staffage. Zwei Jahre hat die Fertigstellung des Films in Anspruch genommen, der im Herbst 2010 mit überragenden Erfolg in Indien gestartet wurde. Neben der dreistündigen Originalversion existiert auch eine um rund 30 Minuten eingestauchte Fassung – und an einer Fortsetzung bastelt man wohl bereits auch herum.

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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