
Dr. Vaasegaran
bastelt an seinem ersten perfekten Roboter, den er – entgegen
allen Trends – an das indische Militär zu verkaufen gedenkt.
Und in der Tat gelingt das Experiment und Chitti, wie der Blechkumpel
mit Gummihaut getauft wird, übertrifft alle Erwartungen. Allerdings
neidet der Doktorvater, der gemeine Dr. Bohra, seinem einstigen
Zögling den Erfolg und verhindert mit einem miesen Trick, der
dazu führt, dass Chitti fast seinen Erbauer massakriert, die
nötige Zulassung von höchster Stelle. Damit so etwas nicht
wieder passiert, bastelt Dr. Vaasegaran so lange an Chitti herum,
bis dieser in der Lage ist, menschliche Gefühle zu entwickeln.
Das hat allerdings wiederum zur Folge, dass sich der Roboter statt
um seinen Militäreinsatz viel mehr um Dr. Vaasegarans Verlobte
kümmert und dieser bei jeder Gelegenheit nachstellt. Dr. Vaasegaran
geht das natürlich zu weit und er kloppt in einer beherzten
Aktion sein Ebenbild kurz und klein und wirft die Reste auf den
Müll. Doch die Restenergie in Chitti genügt, dass er sich
alsbaldig aus der Müllkippe erhebt und bei Dr. Bohra Unterschlupf
findet, der ihn vollständig wiederherstellt. Außerdem
erhält Chitti einen neuen Programmchip, der ihn nur noch Übles
tun lässt. Mehr noch: Der Chip versetzt ihn in die Lage, Dr.
Bohras Roboterarmee nach seinem Ebenbild umzubauen und in einem
atemberaubenden Racheakt auf die Menschheit loszulassen.

Das Laborgebäude,
in dem der Wissenschaftler Dr. Vaasegaran mit Hilfe von zwei stets
Schabernack treibenden Gehilfen seinen Roboter zusammenbaut, ist
weit weg vom muffigen Bastelkeller anderer Streifen, sondern ein
durch und durch gestyltes Designer-Anwesen. Mit solchen etwas weit
hergeholten Was-kost’-die-Welt-Augenweiden ist der Film auch
ansonsten reichlich gespickt. Und wie beim Kino aus Indien üblich,
ist der Rahmen, in dem alles spielt, unendlich groß, die Probleme
hingegen ganz klein und meist aufs Zwischenmenschliche bezogen und
niemals auf Geld, Krieg oder gar politische Ungerechtigkeiten. Und
damit hat der Film an manchen Stellen auch gehörig zu kämpfen,
denn mehr als einmal holpert er schon ganz gehörig in diesem
Klein-Klein herum und die Konzentration aufs Romantische, der am
Ende selbst das größte und desaströsetes Ungemach
entspringt, geht etwas nach hinten los. Große Taten verlangen
auch nach großen Geschichten, in denen es mindestens um die
Rettung der Welt geht. Das kann ENDHIRAN nicht bieten. Der Tiefpunkt
wird ungefähr zur Mitte des Films erreicht, wo Chitti von seiner
Angebeteten zum Preis eines Kusses losgeschickt wird, den Moskito
ausfindig zu machen, der sie just gepiekst hat und sich in Folge
eine höchst lachhafte Diskussion mit einem Insektenschwarm
entspinnt, denn der Roboter ist natürlich auch auf „mückisch“
programmiert. Szenen wie diese ziehen den Streifen unnützerweise
herunter und auf das bodenlose Niveau von Teletubbies oder Barney,
dem dröseligen rosa Plüschsaurier. Kurzum: Vorstell- und
damit nachvollziehbar ist das Ganze von der ersten bis zur letzten
Minute nicht wirklich, unterhaltsam aber schon, wenn man so viel
Hornhaut an geeigneter Stelle mitbringt, auch die eine oder andere
Gesangs- und Tanzeinlage, die natürlich nicht fehlen darf,
durchzusitzen. Und selbst die passen dann leider nicht so ganz zum
schmonzettenhaften Kleid des Films, sondern fallen zu einem Großteil
topmodern und technohaft aus. Dummerweise versandet in dem knallbunten
Spektakel auch zu sehr der interessanteste Aspekt, den ENDHIRAN
zu bieten hat: Chittis Ringen nach Anerkennung seines Daseins als
Leben im ursprünglichen Sinne. Dieser Faden wird zwar gelegentlich
aufgenommen, in der Regel aber eiligst im nächsten Musikstück
oder der nächsten Actionsequenz wieder zu Grabe getragen. Vielleicht
wäre der Frankenstein’sche Konflikt aber auch eine Nummer
zu groß für dieses in erster Linie auf polierte Oberfläche
abonnierte Werk geworden. Wenn auch nicht das Hirn, so haben Auge
und Ohr drei Stunden lang umso mehr zu tun, denn zu beschauen gibt
es zahllose, zum größten Teil recht geglückte Computereffekte,
ganz viel superman-mäßige Spaß- und Spezialaktionen
und zugekaufte Animatronics aus den Studios von Stan Winston. Auch
der Krachbumm-Faktor des Films ist enorm und in der letzten Stunde,
wenn Chitti unter dem Einfluss des bösen Dr. Bohra steht, werden
Szenen präsentiert, die einem so manches Mal ob des ungezügelten
Einfallsreichtums der Macher noch ein Staunen abringen. Und ob der
Wucht des Gebotenen verkommen dann selbst der indische Superstar
Rajnikanth in der Doppelrolle von Chitti und Dr. Vassegaran und
die sich den ganzen Film über naiv bis leicht dämlich
gebende Aishwarya Rai zur blanken Staffage. Zwei Jahre hat die Fertigstellung
des Films in Anspruch genommen, der im Herbst 2010 mit überragenden
Erfolg in Indien gestartet wurde. Neben der dreistündigen Originalversion
existiert auch eine um rund 30 Minuten eingestauchte Fassung –
und an einer Fortsetzung bastelt man wohl bereits auch herum.
Text
und Titelgrafik: molotto
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