
Der Krieger Swatagor
ist alt geworden. Die Erde will ihn nicht mehr tragen, und so gibt
er sein unbesiegbares Schwert in die treuen Hände wandernder
Sänger. Sie gelangen bald an ein Dorf, das von einer Horde
kriegerischer Tugaren überfallen wurde, deren Herrscher Khan
Kalin ganz Russland bedroht. In diesem Dorf lebt der gelähmte
Bauernsohn Ilja, der die Entführung seiner Frau Wassilissa
mit ansehen musste, ohne ihr helfen zu können. Die Reisenden
geben ihm einen Wundertrank, der die Lähmung verschwinden lässt
und Ilja mit übermenschlichen Kräften ausstattet. Auch
Swatagors Schwert wird ihm überreicht und nachdem er mit seiner
neu gewonnen Kraft den elterlichen Acker von Steinbrocken und Baumwurzeln
befreit hat, zieht er auf einem stolzen Ross nach Kiew, um dort
in Diensten des Fürsten Wladimir gegen die Tugaren zu kämpfen.
Unterwegs begegnet er dem Räuber Solowej, der Reisenden auflauert
und diese durch sein Sturmentfachendes Pfeifen außer Gefecht
setzt. Ilja kann das Scheusal besiegen und hat somit gleich ein
Geschenk für den Fürsten. Nachdem der Neuankömmling
auch einen feisten Abgesandten des Khans unschädlich macht,
nimmt Fürst Wladimir ihn in seine Dienste auf. Schon bald kann
Ilja auch Wassilissa aus Tugarenhand befreien und alles scheint
gut. Doch am Hofe des Fürsten schmieden die missgünstigen
Bojaren üble Intrigen. So wird die schwangere Wassilissa erneut
entführt und Ilja des Verrats verdächtigt in den Kerker
geworfen. Dort versorgt ihn ein von Wasilissa gewebter Zauberteppich
mit Nahrung und hält ihn bei Kräften. Der Ansturm der
Tugaren wird nun stärker, nachdem mit Ilja einer der wichtigsten
Kämpfer Russlands aus dem Rennen ist. Schon bald ist Kiew von
Tausenden Kriegern belagert und die Situation scheint ausweglos.
Die Frau des Fürsten kann ihren Gatten glücklicherweise
überreden, Ilja freizulassen und dieser ersinnt eine List,
um Zeit zu gewinnen. Dabei trifft er auch auf seinen mittlerweile
erwachsenen Sohn Sokolnitschek, den er nie zuvor sah. Er wurde von
Kalin wie der eigene Sohn erzogen. Nur ein Ring Wassilissas lässt
Ilja seinen Sprössling erkennen, welcher nicht nur in kurzer
Zeit herangewachsen ist sondern auch ebensolche Kräfte wie
sein Vater besitzt. Sokolnitschek befreit seine Mutter und weitere
Gefangene und schließt sich seinem Vater an. Die große
Schlacht beginnt und die Helden von Kiew halten sich wacker. Doch
Khan Kalin hat noch eine Überraschung parat. Er lässt
seinen dreiköpfigen Feuerdrachen Gorynytsch gegen Kiew fliegen.
Die russischen Helden sind jedoch mit solch großer Freude
zugange, dass einige Eimer Wasser zur Kühlung ihrer Rüstungen
reichen, um sie bei Laune zu halten. So verliert der Drache schon
bald seine Köpfe und die Tugaren suchen das Weite. Ihr Anführer
aber wird in einen Sack gestopft und nach Kiew gebracht. Nach der
gewonnen Schlacht setzt sich Ilja zur Ruhe und er übergibt
seinem Sohn das magische Schwert, auf das dieser viele große
Heldentaten verüben möge.

Russland hat eine
große Tradition in der Produktion klassischer Märchenfilme.
Besonders die Werke des Regisseurs Alexander Ptuschko (06.04.1900-06.03.1973)gelten
dabei als gelungen und haben die fantastischen Geschichten auch
international bekannt gemacht. Zu Ptuschkos bekanntesten Filmen
zählen neben ILJA MUROMEZ noch DER NEUE GULLIVER, DIE STEINERNE
BLUME, DAS GESTOHLENE GLÜCK und LOCKENDES GLÜCK. Somit
konnte er große Erfahrung mit Märchenstoffen vorweisen,
die ihn zum idealen Regisseur für die russische Volkssage um
die Verteidigung Kiews machten. Wie alle russischen Märchen
so besitzen auch die Filme Ptuschkos - ILJA MUROMEZ ist da keine
Ausnahme - eine große Naivität, gepaart mit dick aufgetragenen
Dialogen und gelungenen Bildkompositionen. Das Schöne ist,
dass in einem Märchenfilm nicht alles einer Erklärung
bedarf. Der Zuschauer wird einfach vor vollendete Tatsachen gestellt
und muss sich auf die Geschichte einlassen oder nicht. So darf man
sich nicht wundern, wenn Iljas Sohn Sokolnitschek schon nach wenigen
Jahren ein junger Mann mit Bärenkräften ist oder der böse
Khan aus Tausenden Männern einen Berg bauen lässt, um
zu Pferde von oben das Schlachtfeld zu überblicken. Und von
diesen Ungeheuerlichkeiten gibt es hier unzählige. Dabei ist
ILJA MUROMEZ eine üppig ausgestattete Großproduktion
- der erste Film der Sowjetunion im Cinemascope-Format - mit teilweise
sehr gelungenen Make Up- und Spezialeffekten. Seine Premiere feierte
der Film sogar in 70mm mit Vierkanal-Stereoton. Bei den Effekten
ist hier natürlich der Drache ein Prunkstück, der nach
seiner Landung durch eine enorme Figur in Originalgröße
dargestellt wird. Für Freunde des fantastischen Kinos lohnt
sich der Film, soweit man gewillt ist, sich dem naiven Charme hinzugeben.
Text
und Titelgrafik: ingojira
|
|







|