IN DEN KRALLEN DES UNSICHTBAREN
LA VIE AMOUREUSE DE L’HOMME INVISIBLE 
DER UNSICHTBARE TOD (D, Video), DAS SCHRECKENSHAUS DES DR. ORLOFF (D, DVD), THE INVISIBLE DEAD (USA), ORLOFF AND THE INVISIBLE MAN (USA), SECRET LOVE LIFE OF THE INVISIBLE MAN (Kanada), ORLOFF ET L’HOMME INVISIBLE (Frankreich), ORLOFF Y EL HOMBRE INVISIBLE (Spanien), DR. ORLOFF’S INVISIBLE MONSTER
1970
Frankreich/Spanien
75 min. 52 sec. ("Erotik"-Fassung)
Célia Films/Eurocine
Pierre Chevalier
Marius Lesoeur
Pierre Chevalier und Juan Fortuny
Juan Fortuny und Raymond Heil
Camille und Claude Sauvage
Juan Fortuny
Ein dienstbefliessener, unsichtbarer Affenmann
Howard Vernon ... Professor (bzw. Dr.) Orloff
  Brigitte Carva ... Cécile Orloff
  Paco Vallandares … Dr. Garondet
  Fernando Sancho ... Wildhüter
  Isabel del Rio ... Marie
  Evane Hanska … Dienstmagd
  Arlette Balkis
  May Chartrette
  Christian Forges
  Eugène Berthier … Diener
Royal (D, VHS), Action Video (D, VHS), Horror Festival (D, VHS), X-Rated (D, DVD), Image Entertainment (VHS/DVD, USA), Videodrome (VHS, Kanada), Mad Monster Video (VHS, USA), VCI Home Video (VHS, USA), Wizard Video (VHS, USA)
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Ein barfüßiger Bursche wird bei Regen und Gewitter zu Dr. Garondet geschickt. Dieser möge auf schnellstmöglichem Wege zum Schloss des allseits gefürchteten Dr. Orloff kommen. Trotz zahlreicher Mahnungen und des abweisenden Verhaltens derjenigen, die Dr. Garondet unterwegs nach dem Weg fragt, kommt er schließlich nach einer gefühlten halben Stunde bei dem Gemäuer an, wo man aber zunächst gar nicht genau klären kann, wer ihn gerufen hat. Überhaupt zeigt man sich von der Anwesenheit des Mediziners nicht sonderlich angetan. Wie sich herausstellt, hat Dr. Orloffs Tochter Cécile nach dem Arzt schicken lassen, denn in dem Anwesen geschieht allerlei Sonderbares, worüber sie dringend mit ihm sprechen möchte. Aber Orloff höchstselbst hält schließlich nicht lange damit hinter dem Berg, dass er sich mit einem durch und durch gewagten Experiment zwecks Schaffung eines Unsichtbaren beschäftigt hat. Mehr noch: den folgsamen unsichtbaren Begleiter lässt er zum Beweis seiner Behauptungen Aufgaben erledigen, die Dr. Garondet durchaus einiges Staunen abnötigen. Doch hinter der Fassade des biederen Erfinders lauert natürlich fürchterlicher Schrecken, denn der Unsichtbare benötigt Menschenblut zum Überleben, und Dr. Orloff hat keinerlei Skrupel, ihm dies in ausreichender Menge aus dem Dorf zu besorgen. Dafür lässt er zahlreiche Menschen kaltblütig verschwinden. Und auch seinen ungebetenen Gast gedenkt er nun auf diese Weise zu entsorgen. Dr. Garondet wird jedoch durch Cécile gerettet und der Unsichtbare entpuppt sich als haariger Affenmann, der am Ende völlig durchdreht, alles blindlings ermordet und schließlich das Schloss in Brand steckt. Was der eiserne Schürhaken nicht schafft, den Dr. Garodnet dem Monster gegen Ende beherzt über den Kopf zimmert, erledigt im Morgengrauen schließlich eine Meute wilder Jagdhunde.

IN DEN KRALLEN DES UNSICHTBAREN ist mit den Zutaten für ein würdiges und durchaus spannend anzurichtendes Finale ausgestattet, aus denen sich, wie andere Werke ja unlängst gezeigt haben, etwas machen lässt. In Pierre Chevaliers Film indes zeigt sich die Spannungskurve beinahe wie waagerecht mit dem Lineal gezogen – und das trotz seiner ohnehin recht geringen Länge. Das muss an sich nichts Schlechtes sein, wenn denn wenigstens der Rest stimmt. Doch statt Atmosphäre und guter schauspielerischer Leistungen brilliert der Film vor allem mit laienhaften Nackedeiereien und einer nicht konsequent umgesetzten Handlung. Denn während im Grunde der Handlungsstrang mit dem unsichtbaren Affenmonster eigentlich schon genug ist, einen solchen Streifen zu füllen, reicht es bei diesem Werk irgendwie nicht. Stattdessen wird zur Mitte des Films auch noch Orloffs Tochter Cécile in den Mittelpunkt des Interesses gerückt: Cécile, die an einer Herzschwäche leidet, verstirbt. Und weil Orloff ihr jede Menge Geschmeide mit in den Sarg gibt, ruft dies die gierige Haushälterin (Isabel del Rio) auf den Plan, die ihren wohlgeformten Körper einsetzt, damit der notgeile Wildhüter Fernando Sancho ihr den Schmuck aus der Gruft beschafft. Während des Diebstahls erwacht Cécile dann allerdings, war sie doch nur scheintot. Der erschreckende Wildhüter piekt sie noch mit einem Messer und für diese Frevelei droht ihm Dr. Orloffs Rache, während Cécile überlebt. Man erfährt allerdings zu keiner Zeit, inwiefern dies alles der eigentlichen Handlung dienlich sein soll - außer natürlich, die Ideenlosigkeit zu kaschieren und damit verbundene Längen zu überbrücken. Davon bordet der Film auch sonst über, was schon die erste Viertelstunde verdeutlicht, in der Dr. Garondet in einer quälend langen Szene mit wütenden Wettern den Weg zum Schloss bestreitet. Dieses überlange Segment ist ziemlich schlecht getrickst, fällt der Regen doch immer nur direkt vor der Kamera und lässt den Doktor erstaunlich trocken durchs Unterholz wandern und das Schloss erreichen. Und das Monster entpuppt sich schließlich als etwas lieblos in den Film einkopierter Mann im preiswerten Faschings-Affenfummel, der recht statisch agiert, weil die Maske wohl sonst verrutscht wäre.
Von Eurocine und der Familie Lesoeur ist man solche Unzulänglichkeiten durchaus gewohnt, was aber nicht heißt, dass man über sie trotz aller Erheiterung gerne hinwegsieht. Denn auch in diesem Film gibt es natürlich auch einige durchaus stimmungsvolle, gelungene Szenen, von denen man sich mehr gewünscht hätte. Die jedoch gehen in dem Wust aus Torheiten vorschnell unter, und statt mehr auf Stimmung zu bauen, vertraute man sichtlich eher dem Zeigen von nackten Tatsachen. Dabei besteht die im Originaltitel titulierte „vie amoureuse“ des Unsichtbaren vor allem darin, dass der Affenmann der im Schloss residierenden Weiblichkeit die Sachen vom Leibe reißt. Zudem lässt Orloff als Strafe dafür, dass sie dem Arzt Einlass gewährt hat, die Dienstmagd vom Unsichtbaren vergewaltigen, was sich so darstellt, dass die Geschundene ein paar hinreißend schlecht vollführte Spasmen im Stroh zum Besten gibt. Schwer zu sagen, welcher Sorte von Zuschauern so etwas ein Eintrittsgeld wert war.
Man hat es mit dem Film schon nicht leicht. Im Grunde ist IN DEN KRALLEN DES UNSICHTBAREN ein Werk, das man sympathisch finden möchte, dessen reichlich vorhandener Blödsinn aber diesen wohlwollenden Ansatz immer wieder zunichte macht. Leider hat der Film auch mit dem ungleich besseren GRITOS EN LA NOCHE von Jess Franco bis auf den Namen Orloff nicht viel gemein. Außer Howard Vernon natürlich, der seine Paraderolle einmal mehr sehr ausdrucksstark spielt. Neben ihm glänzt nur noch der dem Fachpublikum aus zahlreichen Italo-Western hinlänglich bekannte Fernando Sancho, der in diesem Reißer die vielleicht besten Großaufnahmen seiner ganzen Karriere spendiert bekommen hat. Immerhin.
Neben einer „Erotik“-Fassung wurde von IN DEN KRALLEN DES UNSICHTBAREN für die prüderen Märkte auch eine Fassung ohne nackte Tatsachen gedreht. Die entsprechenden Stellen sind im Film mangels alternativer Schauwerte kürzer. Der Laufzeitunterschied wurde mit einigen weiteren Lückenfüllerbildern gestopft. So rennt Dr. Garondet zu Beginn noch etwas länger durch den Wald, eine kleine Bootspartie wird zur Flucht aus dem Schloss gereicht und – für die Logik eigentlich unverzichtbar – man sieht, wie der gerufene Mediziner den Wildhüter aus seinem Verließ befreit. Im Anschluss an diese Befreiung gibt es auch noch eine Szene mit dem unsichtbaren Wesen mehr zu sehen. Wenn all das den Film auch nicht wirklich besser macht, ist es doch zu bedauern, dass man diese zum Teil wichtigen Szenen dem auf Miez & Mops spezialisierten Bahnhofskinopublikum nicht auch spendiert hat.

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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