
Nach dem Tod ihres
Vaters reist die junge Christina auf Schloss Monteserrat, wo schon
die merkwürdigen Verwandten ihre Anreise erwarten. Angesichts der
langen Jahre, die Christina nicht mehr in Frankreich war, ist das
Hallo natürlich groß. Gleich bei Ihrer Ankunft kriegt das Mädchen
allerdings von ihrem Onkel Howard mitgeteilt, dass ihre Stiefmutter
ebenfalls im Sterben liegt, was Christina dazu veranlasst, zu ihr
ans Krankenbett zu eilen. Stiefmutter Hermina kann gerade noch die
Warnung ausstoßen, Christina möge aus dem Schloss fliehen und segnet
dann sogleich das Zeitliche. Von diesem plötzlichen Todesfall scheint
mit Ausnahme Christinas die Verwandtschaft rein gar nicht betrübt.
Während Onkel Howard angesichts des tragischen Umstands weiterhin
dramatische Musik am Klavier zum besten gibt, die er übrigens als
Walzer verstanden wissen will, malt sich Cousine Carmencé, das kettenrauchende
Luder mit unübersehbaren lesbischen Anwandlungen, die Fußnägel an,
während Tante Abigail nicht eine Miene. Und auch Christina nutzt
schon nach kurzer Trauer den Tag und geht zu einem See, der so schön
klar funkelt, dass sie sich sofort nackt auszieht und hineinhüpft.
Ein zufällig vorbeikommender junger Mann verscheucht zwei alte Männer,
die sich im Gebüsch an Christinas Körper mehr als erfreuen und freundet
sich mich dem Mädchen kurze Zeit später an. Als sie den Jüngling,
der nicht glaubt, dass auf Schloss Monteserrat noch jemand wohnt,
ins Gemäuer bringt, wird er von Onkel Howard verscheucht. Christina
läuft daraufhin traurig durch das Schloss und findet Carmencé und
eine andere Cousine, die blinde und eigentlich hochanständige Linda,
in einem Zimmer beim perversen Liebesspiel, bei dem Carmencé die
Blinde mit einer Schere an der Brust verletzt und sich anschickt,
ihr Blut zu trinken. Herzlich wird Christina von der Blutdurstigen
zum Mitmachen eingeladen, sie schlägt dieses Angebot jedoch aus.
Sichtlich geschockt flieht sie aus dem Schloss und läuft durch den
großen Garten, während teuflische Visionen sie quälen. Sie gerät
an eine alte Kapelle, in der gerade Basilio, der sprach- und kopfgestörte
Diener ihres Vaters, zusammen mit Tante Abigail die abgehackten
Hand der toten Hermina eines Ringes beraubt und bricht geschockt
zusammen. Als sie erwacht, ist Carmencé an ihrem Bett, bewundert
den nackten Körper des Mädchens und lädt sie erneut zu einem lesbischen
Sexabenteuer ein. Christina schlägt das Angebot abermals aus und
zieht sich rasch etwas an, zumal ja auch der Notar zur Testamentseröffnung
erwartet wird. Christina erbt das Anwesen und alle Wertgegenstände.
In der Nacht jedoch, als Christina wieder von wahnsinnigen Visionen
gequält wird und durch den Garten läuft, steigen nun die Zombies
aus den Gräbern und verfolgen sie. Sie flüchtet vor der sie attackierenden
Totenschar ins Schloss. Währenddessen stellt Basilio der blinden
Linda nach, denn er will sie ganz für sich. Als sich das Mädchen
sichtlich erschüttert zurückzieht und sich, sich in Sicherheit wähnend,
die Kleider vom Leibe streift, greift Basilio an und tötet sie mit
einer Schlinge. Zurück im Schloss, wird Christina von Visionen ihres
toten Vaters gequält, der von der Königin der Finsternis die Erlaubnis
erhalten hat, seiner Tochter eine wichtige Nachricht zu bringen.
Er teilt ihr mit, dass er ermordet wurde und Christina außerdem
schnell aus dem Schloss fliehen soll, weil böse Dinge das Gemäuer
beherrschen. Doch zu spät: Ihre Verwandten outen sich bereits als
gruselige Geisterscheinungen, was in einer Vergewaltigung Christinas
durch Onkel Howard gipfelt, während die anderen Toten höhnisch grinsend
zuschauen. Christina erwacht in einer Klapsmühle. Sie wurde verstört
und verängstigt auf der Dorfstraße aufgelesen. Doch als der Arzt
gerade seine Visite beendet hat, ertönt ein gellender Schrei und
der herbeigeeilte Mediziner kann nur noch Christinas Tod feststellen.
Die Königin der Finsternis hat sich ihrer bemächtigt. Hand in Hand
mit der Fürstin der Finsternis übereignet sich Christina zusammen
mit der Gruselsippe aus Monteserrat in einem morastigen Tümpel badend
der Ewigkeit.

Selten so ein wirres
und unlogisches Stück Kino gesehen. Wie bei Franco üblich, ist die
Geistermär mit allerlei sexuellem Krimskrams durchzogen, was den
Filmfluss jedoch nicht weiter stört - schon gar nicht, wenn man
weiß, wie sonst in Francos Filmen zuweilen die Leiber zucken. Da
ist dieses Werk noch von eher verhaltender Natur, wenn es auch schon
auffällt, dass sich hier Schockmomente und Perversionen immer abwechselnd
die Klinke in die Hand geben. Von einer durchgehenden, mit wohldosiertem
Spannungsbogen versetzten Geschichte kann da natürlich nicht gesprochen
werden. Vielmehr reiht sich in CHRISTINA, PRINCESSE DE L'EROTISME
Versatzstück an Versatzstück, und das in mehr als uninspirierter
Weise: Während sich zu Beginn noch klassisches Geisterkino durchzusetzen
versucht, dem durch eine erotische Komponente nach dem Gusto Francos
vielleicht interessante Aspekte hätten abgewonnen werden können,
versaut sich der Meister mit vielen scheinbar aus Jux und Dollerei
zussammengeklatschten Szenen die Suppe selbst. Die zum Ende hin
auftauchenden Zombies wirken eher störend denn schockierend, das
Gemurmel um die mysteriöse Königin der Finsternis ergibt leider
rein gar keinen Sinn und ein wenig grausam und blutig wird es immer
genau dann, wenn Franco wohl einen lichten Moment gehabt und festgestellt
hat, dass es aus dem gerade Gezeigten kein logisch nachvollziehbares
Entrinnen mehr gibt. Die Brückenfunktion der erotischen Szenen und
Schockmomente nutzt sich jedoch sehr schnell ab, in der Essenz bleibt
meistens außer Langeweile kaum etwas übrig. Zur Ehrenrettung Francos
muss man allerdings sagen, dass es ihm in einigen Szenen durchaus
gelingt, für Stimmung und eine umheimliche Atmosphäre zu sorgen,
was vor allem auch daran liegt, dass er seinen Kollegen Jean Rollin
mehr als einmal mit fast identischen Bildern zu zitieren versucht.
Einige Einstellungen erinnern frappierend an Momente aus den Streifen
LA VAMPIRE NUE und LE FRISSON DES VAMPIRES. Beispielsweise die Szene,
in der Christina Carmencé und Linda in einem Zimmer beim Vampir-Sex
vorfindet, gibt es in fast identischer Form auch in FRISSON zu sehen,
die Gruppenexzesse kurz vor dem Schluss lassen sich in optisch schönerer
und ästhetischer Form auch am Ende von LA VAMPIRE NUE entdecken.
Allerdings versteht es Franco nicht, um diese Szenen eine funktionierende
Geschichte zu weben. Beide Regisseure zu vergleichen, ginge eh zu
weit. Anzumerken ist jedoch, dass Franco zur Entstehungszeit von
CHRISTINA, PRINCESSE DE L'EROTISME noch in vollem Saft stand und
eigentlich mehr rühmliche als betrübliche Filme wie vorliegendes
Beispiel produzierte. Zwar lassen sich in diesem Werk und auch in
dem bereits an anderer Stelle beschriebenen NACHT DER OFFENEN SÄRGE
schon erhebliche Mängel feststellen, Franco war dennoch in der Lage,
durchaus gute und in ihrer Art einzigartige Filme auf die Beine
zu stellen. Dumm nur, wenn Franco in seinen nicht gerade ansehnlich
geratenen Werken, zu denen dieses Trauerspiel größtenteils auch
zählen muss, gern gesehene Darsteller verheizt. Euro-Horror-Urgesteine
wie Howard Vernon und Paul Müller, der zuvor in dem großartigen
LADY FRANKENSTEIN zu sehen war, scheinen in diesem Werk verloren
und wissen nicht, wohin mit ihrem unbestreitbaren Talent. Ähnlich
schwer traf es Christina von Blanc, der man ihre Rolle nun gar nicht
abkaufen mag. Dafür kann sie nichts, wie ihre Darstellungsfähigkeit
in DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES belegt. Die übrige Truppe (Britt
Nichols, Rosa Palomar, Anne Libert) und auch Howard Vernon versammelten
sich fast gleich im Anschluss noch einmal, um zusammen mit dem Meister
den überaus sehenswerten DIE NONNEN VON CLICHY auf Zelluloid zu
bannen. Man sieht: Es geht durchaus auch anders. CHRISTINA, PRINCESSE
DE L'EROTISME (Übrigens: Nach einer Prinzessin der Erotik sucht
man in diesem Film natürlich vergeblich.) leidet auch darunter,
dass nachträglich Szenen eingeschnitten wurden, die zweifelsohne
darin wenig zu suchen haben. Ein Großteil der an Lächerlichkeit
kaum mehr zu überbietenden Zombie-Sequenzen (mit Stand-ins gedreht,
deren Haarfarbe zuweilen noch nicht einmal mit der der eigentlichen
Darsteller identisch ist) ließ sich in der ursprünglichen Schnittfassung
nicht finden, die daher auch runde 10 Minuten an Zeit einspart.
Das ist bei diesem Werk nicht unbedingt von Nachteil. Der mittlerweile
als Director's Cut verhökerte, 85minütige Print mitsamt der eher
peinlichen und störenden Einschnitte in den Filmablauf sorgt eher
für zusätzliche Konfusion in dem sowieso kaum nachvollziehbaren
Filmstoff. Von daher geht eine dringende Empfehlung für diesen Film
auch eher in Richtung der kürzeren Version, die mit der wunderbaren
Redemption-VHS aus England ebenfalls vorliegt. Die deutsche Videokassette,
die die Basis der Besprechung darstellt und mit einer besonders
grausamen Sammlung hirnverbrannter Mono- und Dialoge ausgestattet
wurde, ist eher eine Pein denn ein Zugewinn für die Franco-Sammlung.
Wenn sich am Ende des Films alle Darsteller in den Tümpel eintauchend
verabschieden, möchte man die VHS des Ramschanbieters Loco am liebsten
gleich hinterher schmeißen.
Text
und Titelgrafik: molotto
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