LAND OF THE DEAD
LAND OF THE DEAD
DEAD RECKONING (USA, Arbeitstitel), GEORGE A. ROMERO'S LAND OF THE DEAD, GEORGE ROMERO'S LAND OF THE DEAD, TWILIGHT OF THE DEAD Dead
2005
Canada/Frankreich/USA
93 Min.
Atmosphere Entertainment MM
George A. Romero
Mark Canton, Bernie Goldmann, Peter Grunwald (Produzenten), Steve Barnett, Dennis E. Jones, Ryan Kavanaugh (ausführende Produzenten)
George A. Romero
Miroslaw Baszak
Reinhold Heil, Johnny Klimek
Greg Nicotero, Alex Kavanagh
Zombies
Simon Baker .... Riley
  John Leguizamo .... Cholo
  Dennis Hopper .... Kaufman
  Asia Argento .... Slack
  Robert Joy .... Charlie
  Eugene Clark .... Big Daddy
  Joanne Boland .... Pretty Boy
  Tony Nappo .... Foxy
  Jennifer Baxter .... Nummer 9
  Boyd Banks .... Metzger
  Jasmin Geljo .... Tambourine-Mann
  Max McCabe .... Mouse (als Maxwell McCabe-Lokos)
  Tony Munch .... Nachrichtenmoderator
  Shawn Roberts .... Mike
  Pedro Miguel Arce .... Pillsbury
  Sasha Roiz .... Manolete
  Krista Bridges .... Motown
  Alan Van Sprang .... Brubaker
  Phil Fondacaro .... Chihuahua
  Bruce McFee .... Mulligan
  Earl Pastko .... Roach
  Jonathan Whittaker .... Sutherland
  Jonathan Walker .... Cliff Woods
  Peter Outerbridge .... Styles
  Lara Amersey .... tote Teenagerin
  Michael Belisaro .... tote Teenager (als Michael Belisario)
  Gene Mack .... Knipp
  Matt Birman .... Kaufman's Wachmann
  Devon Bostick .... Brian
  Jason Gautreau .... Gus
  Christopher Russell .... Barrett
  Christopher Allen Nelson .... Veteran
  Debra Felstead .... Soldatin
  Tina Romero .... 'High Noon' Soldatin
  Colm Magner .... Wache am 'Throat'
  Scott Wickware .... Wache am 'Throat'
  Ron Payne .... Hobo
  Richard Clarkin .... Steele
  Darrin Brown .... Bettor
  Eldridge Hyndman .... Deke
  Ted Ludzik .... Wache vom Waffenlager
  David Sparrow .... Stadiopolizist
  Bryan Renfro .... Number 9s Opfer (als Brian Renfro)
  James Binkley .... Soldier
  Robin Ward .... Fiddler's Green Werbesprecher
  Dawne Furey .... Topless Tänzerin
  Sandy Kellerman .... küssende Frau
  Donna Croce .... küssende Frau
  Wilbert Headley .... toter Tubaspieler
  Ross Sferrazza .... toter Posaunist
  Erica Olsen .... Cheerleader Zombie
  Liise Keeling .... Zombie Mutter
  Sonia Belley .... Zombie Tochter
  Chad Camilleri .... Kühlschrank-Zombie (als Chad Camelleri)
  Gino Crognale .... Zombie-Polizist
  Shane Cardwell .... Pommesbuden-Zombie
  Simon Pegg .... Photokabinen-Zombie
  Kevin Rushton .... Arena-Kampf-Zombie
  Nick Alachiotis .... Arena-Kampf-Zombie
  James Canton .... Zombie-Kind
  Ermes Blarasin .... Zombie-Clown
  Jake McKinnon .... Zombie am Hang
  Gregory Nicotero .... Brückenwächter-Zombie (als Greg Nicotero)
  Susan Wloszczyna .... Zombie auf Straße
  David Campbell .... beinloser Zombie
  Tom Savini .... Zombie mit Machete
  Alexandria DeFabiis .... Zombie
  Michael Felsher .... AutoMania Zombie (ungenannt)
  Jeff Teravainen .... Kaufman's Wache #2 (ungenannt)
Kino, US-DVD (R-Rated und Unrated, geplant für Oktober 2005)
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In einem hochtechnisierten Appartmentkomplex hat der rücksichtslose und größenwahnsinnige Kaufman ein Domizil mit Namen Fiddler’s Green für die Superreichen geschaffen, die der weltweiten Invasion durch die Zombies entkommen konnten. Bergungstrupps, angeführt von Riley, der von einer Flucht aus Kaufmans Moloch träumt, und Cholo, bei dem Kaufman hohe Spielschulden hat und der sich dadurch einen Einzug in die sichere Welt der Reichen erhofft, versorgen Fiddler’s Green mit Lebensmitteln und Luxusartikeln, die unter Lebensgefahr aus der von Zombies bevölkerten Außenwelt herangeschafft werden. Als Cholo nach einer besonders gefährlichen Tour in die Außenbezirke von Kaufman die Begleichung seiner Schulden einfordert, wird ihm dies versagt. Wutentbrannt entwendet Cholo daraufhin den gepanzerten Supertruck Dead Reckoning aus Fiddler’s Green, zieht sich in die brachliegende Stadt zurück und erpresst Kaufman. Sollte Cholo nicht seine ihm zustehenden fünf Millionen Dollar erhalten, wolle er Fiddler’s Green vom Truck aus mit Raketen beschießen. Kaufman schickt Cholos ehemaligen Partner Riley und einen bunt zusammengewürfelten Trupp von Helfern los, Cholo den Truck wieder abzujagen. Unterwegs im Niemandsland müssen Riley und seine Leute entdecken, dass nicht nur allein von Cholo eine erhebliche Bedrohung für Fiddler’s Green ausgeht, sondern sich die Zombies, in denen teilweise eine ganz eigene Intelligenz erwacht ist, zu einem Angriff auf die Bonzenoase anschicken, in der bereits kaum mehr in Zaum zu haltende Unruhen der gleich hinter den Schutzwällen eingepferchten Mittellosen für erhebliche Spannungen sorgen. Zwar gelingt es Riley und seinen Leuten Cholo das Monstergefährt wieder abzujagen, aber ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, mit dem bestens ausgerüsteten Truck noch das zu retten, was die bereits in unüberschaubarer Zahl in Fiddler’s Green eindringenden Untoten von den hoffnungslos überforderten Menschen übrig lassen.

Sehr konsequent führt George A. Romero seine Geschichte weiter, wobei der Film eher an die von Romero ursprünglich erdachte und in Drehbuchform gefasste Konzeption von DAY OF THE DEAD als an den tatsächlich entstandenen Film anschließt. Und wie so oft schoben vor allem Finanzierungsprobleme auch dem vierten Totenstreich lange Zeit einen Riegel vor. Nicht umsonst hat die Weiterführung der Geschichte ziemlich genau 20 Jahre auf sich warten lassen. Vor allem der internationale Erfolg des Remakes von Romeros Herzstück der Quadrologie, ZOMBIE (DAWN OF THE DEAD), dürfte letztendlich der Zündfunke für einen Nachschlag aus der Hand des Meisters gewesen sein, zumal die Involvierung von Universal Pictures als Distributor dem Projekt ein überaus schützendes Dach bot. Welche Historie hatte das Projekt da schon hinter sich! Man denke nur an das immer wieder breitgetretene Vorhaben des Videoanbieters Anchor Bay eine Fortsetzung von Romeros Saga fast im Alleingang zu stemmen. Das viele Hickhack um diese Fortsetzung erinnert nicht wenig an die Menge von Filmprojekten, für die Romero in der zweiten Hälfte der 80er gehandelt wurde (inklusive des Remakes des Universal-Klassikers THE MUMMY) und die allesamt schon längst wieder zu Grabe getragen waren, wenn die Presselandschaft erstmals über sie berichtete. Einer Fortsetzung der Untotengeschichte fieberte man demnach gerne, in ausgiebiger Weise und mit wachsender Ungeduld entgegen. LAND OF THE DEAD ist ein ein ungemein moderner Horrorfilm geworden, der sich allein schon formal weit von den Filmen unterscheidet, die Romero bislang vorgelegt hat. Er ist überaus actionreich und zuweilen sehr schnell – aber auch schnell wieder vorbei. Nur 93 Minuten benötigt der Film in der in den Kinos ausgewerteten R-Rated-Fassung (die dennoch gewohnt effektreich und zuweilen sehr brutal ausgefallen ist), um seine Story von A bis Z zu erzählen und ist damit der kürzeste Film der Reihe. Das lässt sich durchaus als Zugeständnis an die sich seit 1985 ungemein geänderten Dreh- und Sehgewohnheiten verstehen. LAND OF THE DEAD ist demzufolge fast frei von den von Romero so oft zitierten “Tälern”, die dem Zuschauer eine (oftmals etwas unbehagliche, zuweilen gar stimmungsmäßig depressiv geratene) Ruhe vor dem nächsten Sturm der Untoten vorgaukeln. Bei LAND OF THE DEAD geht es Schlag auf Schlag und mit viel Nervenkitzel zur Sache. Der Film setzt in erster Linie sehr gekonnt auf sehr viel Spannung. Damit einhergehend gibt Romero allerdings viel von dem auf, was seine Zombiefilme anderen Werken der Gattung überlegen machte. Für Szenen, die einzig dazu dienen, die Hauptcharaktere auszumalen, Platz für Emotionen und Zwischenmenschliches lassen, ist in LAND OF THE DEAD kaum mehr Zeit. Während in DAWN OF THE DEAD die die verrottende Umwelt vergessen machende „Shopping“- und Verschwendungstour der Hauptdarsteller fast wie ein eigenes Kapitel des Films angelegt ist, wird in LAND OF THE DEAD die Vergnügungssucht derjenigen, die es sich leisten können, mit nur ausgesprochen wenigen Szenen bedient. Die Komplexität des Mikrokosmos von Fiddler’s Green lässt sich höchstens noch erahnen, während man in DAWN OF THE DEAD eine ziemlich gute Vorstellung davon bekommt, was konkret die den Untoten abgetrotzte Welt des Einkaufszentrums so anziehend macht. Und selbst die Welt der Verlierer und Dienstknechte von Fiddler’s Green, zu denen die Hauptcharaktere in LAND OF THE DEAD allesamt zu zählen sind, erfährt ebenfalls nur einen schnappschussartigen Abriss, obwohl doch gerade hier das eigentliche Potential des Films auszumachen ist, stehen die Zeichen bei den in knietiefem Dreck und im Schatten der Tore von Kaufmans Konsum- und Flanierhochhaus eingesperrten Habenichtse doch auf Sturm und Rebellion gegen die sich mit willkürlich agierendem Schutzpersonal abriegelnden Vielfraße hinter der vollverglasten Aussenfassade des vermeintlichen Paradieses. Natürlich ist Romero mit LAND OF THE DEAD aber sehr weit davon entfernt, einen Absturz hinzulegen. Dazu besitzt die Welt, die Romero in seinen vier Zombiefilmen gezeichnet hat, mittlerweile eine viel zu komplexe Struktur, und der Balanceakt am Rande des totalen Untergangs gelingt ihm auch hier wieder aufs Neue. Sehr zugute kommt dem Film überdies, dass er durchaus auch in den gelungeneren Werken der Endzeit-Filmwelle der 80er „einkaufen“ geht. Der Monstertruck Dead Reckoning hat schon enorm frappierende Ähnlichkeit mit Harley Cockliss’ KAMPFKOLOSS, der im verseuchten Neuseeland seine Runden drehte und Angst und Schrecken zu verbreiten wusste, die abgesperrte Enclave Fiddler’s Green wirkt wie eine ins Gegenteil verkehrte Knastvariante aus DIE KLAPPERSCHLANGE und die nach Schnaps und Fressalien fahndenden Beutetrupps finden sich gleich in mehreren gut ausstaffierten Endzeitstücken, denn in einer Welt, in der nichts mehr existiert, wird immer etwas gesucht, und seien es auch nur ein paar Tropfen Wasser (STRIKER) oder Benzin (MAD MAX 2). Romeros Vision übersteigt die gängigen Endzeitbilder aber noch bei weitem, was sich ja bereits in NIGHT OF THE LIVING DEAD unterschwellig mehr als angedeutet hat. Während in vielen Endzeitwerken noch „irgendwo da draußen“ Gebiete existieren sollen, in denen ein halbwegs normales Leben möglich wäre, ist bei Romero alles im Argen. Die Außenstellen, die es noch gegeben hat, melden sich schon lange nicht mehr, was es jenseits irgendwelcher Grenzen geben könnte, ist mehr als unklar und ein Überleben in diesem Niemandsland scheint trotz aller Beteuerungen mehr als zweifelhaft. Ein idyllischer Strand, an den sich die Überlebenden zurückziehen und ihre Tage fristen können, wie ihn Romero noch am Ende von DAY OF THE DEAD zeigte, ist nur mehr eine Illusion. Die Apokalypse hat spätestens in LAND OF THE DEAD merklich den ganzen Erdball erreicht – ein Entrinnen scheint unmöglich. Es passt daher sehr schön zur Stimmung des Films, dass George Romero LAND OF THE DEAD in unendlich dunkle Bilder getaucht hat. Der größte Teil des Films spielt sich in stockfinsterer Nacht ab, Tageslicht findet eher selten Verwendung – und wenn, dann schlucken die vorherrschenden grauen und braunen Töne fast die ganze Helligkeit (und damit auch fast jeden Hoffnungsschimmer) aus den Bildern. Das „Land of the Dead“ wird bestenfalls in ein sehr mattes (Zwie-)Licht getaucht, dessen Schummrigkeit dem Film auch die besten und eindrucksvollsten Aufnahmen beschert, beispielsweise die, in der sich die Zombies wie Schatten durch die vor langer Zeit ermattete Stadt schleppen und sich zum Sturm auf Fiddler’s Green zusammenrotten. Diese Bilder sind ganz das Gegenteil von den sonnendurchfluteten Stadt- und Landbildern aus Florida, die Romero noch in DAY OF THE DEAD einsetzte und die bei Weitem nicht das Maß an filmbestimmender Bedrohlichkeit boten, wie man es hier vorfinden kann. LAND OF THE DEAD ist ein brutaler und sehr drastischer Film geworden, was nicht allein an den die Filmreihe zierenden Spezialeffekten liegt (CGIs finden hierbei gottlob nur sehr dezenten Einsatz), die natürlich auch hier in ihrer ganzen Detailverliebtheit auzumachen sind, sondern vor allem an der konsequenten Weiterführung der Schreckensvision, die Romero 1968 mit NIGHT OF THE LIVING DEAD auf die Menschheit losließ. Der Film wirkt sehr durchdacht, höchst erschreckend und ist gleichsam mit so vielen sozialen und politischen Untertönen durchzogen, wie man es seit DAWN OF THE DEAD in keinem Film von George A. Romero mehr geboten bekommen hat. Und das allein ist schon weitaus mehr, als die meisten Horrorfilme der letzten Dekaden zu leisten imstande gewesen sind. Vor allem macht der Film aber nicht zuletzt wegen seines Endes, bei dem die mögliche Koexistenz von Mensch und Monster als nächster denkbarer Entwicklungsschritt in den Vordergrund gestellt wird, eines: Lust auf weitere Fortsetzungen – und das lässt sich nun wirklich von den allerwenigsten Filmen behaupten.

Text und Titelgrafik: molotto

 

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