
In einem hochtechnisierten
Appartmentkomplex hat der rücksichtslose und größenwahnsinnige
Kaufman ein Domizil mit Namen Fiddlers Green für die
Superreichen geschaffen, die der weltweiten Invasion durch die Zombies
entkommen konnten. Bergungstrupps, angeführt von Riley, der
von einer Flucht aus Kaufmans Moloch träumt, und Cholo, bei
dem Kaufman hohe Spielschulden hat und der sich dadurch einen Einzug
in die sichere Welt der Reichen erhofft, versorgen Fiddlers
Green mit Lebensmitteln und Luxusartikeln, die unter Lebensgefahr
aus der von Zombies bevölkerten Außenwelt herangeschafft
werden. Als Cholo nach einer besonders gefährlichen Tour in
die Außenbezirke von Kaufman die Begleichung seiner Schulden
einfordert, wird ihm dies versagt. Wutentbrannt entwendet Cholo
daraufhin den gepanzerten Supertruck Dead Reckoning aus Fiddlers
Green, zieht sich in die brachliegende Stadt zurück und erpresst
Kaufman. Sollte Cholo nicht seine ihm zustehenden fünf Millionen
Dollar erhalten, wolle er Fiddlers Green vom Truck aus mit
Raketen beschießen. Kaufman schickt Cholos ehemaligen Partner
Riley und einen bunt zusammengewürfelten Trupp von Helfern
los, Cholo den Truck wieder abzujagen. Unterwegs im Niemandsland
müssen Riley und seine Leute entdecken, dass nicht nur allein
von Cholo eine erhebliche Bedrohung für Fiddlers Green
ausgeht, sondern sich die Zombies, in denen teilweise eine ganz
eigene Intelligenz erwacht ist, zu einem Angriff auf die Bonzenoase
anschicken, in der bereits kaum mehr in Zaum zu haltende Unruhen
der gleich hinter den Schutzwällen eingepferchten Mittellosen
für erhebliche Spannungen sorgen. Zwar gelingt es Riley und
seinen Leuten Cholo das Monstergefährt wieder abzujagen, aber
ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, mit dem bestens ausgerüsteten
Truck noch das zu retten, was die bereits in unüberschaubarer
Zahl in Fiddlers Green eindringenden Untoten von den hoffnungslos
überforderten Menschen übrig lassen.

Sehr konsequent
führt George A. Romero seine Geschichte weiter, wobei der Film
eher an die von Romero ursprünglich erdachte und in Drehbuchform
gefasste Konzeption von DAY OF THE DEAD als an den tatsächlich
entstandenen Film anschließt. Und wie so oft schoben vor allem
Finanzierungsprobleme auch dem vierten Totenstreich lange Zeit einen
Riegel vor. Nicht umsonst hat die Weiterführung der Geschichte
ziemlich genau 20 Jahre auf sich warten lassen. Vor allem der internationale
Erfolg des Remakes von Romeros Herzstück der Quadrologie, ZOMBIE
(DAWN OF THE DEAD), dürfte letztendlich der Zündfunke
für einen Nachschlag aus der Hand des Meisters gewesen sein,
zumal die Involvierung von Universal Pictures als Distributor dem
Projekt ein überaus schützendes Dach bot. Welche Historie
hatte das Projekt da schon hinter sich! Man denke nur an das immer
wieder breitgetretene Vorhaben des Videoanbieters Anchor Bay eine
Fortsetzung von Romeros Saga fast im Alleingang zu stemmen. Das
viele Hickhack um diese Fortsetzung erinnert nicht wenig an die
Menge von Filmprojekten, für die Romero in der zweiten Hälfte
der 80er gehandelt wurde (inklusive des Remakes des Universal-Klassikers
THE MUMMY) und die allesamt schon längst wieder zu Grabe getragen
waren, wenn die Presselandschaft erstmals über sie berichtete.
Einer Fortsetzung der Untotengeschichte fieberte man demnach gerne,
in ausgiebiger Weise und mit wachsender Ungeduld entgegen. LAND
OF THE DEAD ist ein ein ungemein moderner Horrorfilm geworden, der
sich allein schon formal weit von den Filmen unterscheidet, die
Romero bislang vorgelegt hat. Er ist überaus actionreich und
zuweilen sehr schnell aber auch schnell wieder vorbei. Nur
93 Minuten benötigt der Film in der in den Kinos ausgewerteten
R-Rated-Fassung (die dennoch gewohnt effektreich und zuweilen sehr
brutal ausgefallen ist), um seine Story von A bis Z zu erzählen
und ist damit der kürzeste Film der Reihe. Das lässt sich
durchaus als Zugeständnis an die sich seit 1985 ungemein geänderten
Dreh- und Sehgewohnheiten verstehen. LAND OF THE DEAD ist demzufolge
fast frei von den von Romero so oft zitierten Tälern,
die dem Zuschauer eine (oftmals etwas unbehagliche, zuweilen gar
stimmungsmäßig depressiv geratene) Ruhe vor dem nächsten
Sturm der Untoten vorgaukeln. Bei LAND OF THE DEAD geht es Schlag
auf Schlag und mit viel Nervenkitzel zur Sache. Der Film setzt in
erster Linie sehr gekonnt auf sehr viel Spannung. Damit einhergehend
gibt Romero allerdings viel von dem auf, was seine Zombiefilme anderen
Werken der Gattung überlegen machte. Für Szenen, die einzig
dazu dienen, die Hauptcharaktere auszumalen, Platz für Emotionen
und Zwischenmenschliches lassen, ist in LAND OF THE DEAD kaum mehr
Zeit. Während in DAWN OF THE DEAD die die verrottende Umwelt
vergessen machende Shopping- und Verschwendungstour
der Hauptdarsteller fast wie ein eigenes Kapitel des Films angelegt
ist, wird in LAND OF THE DEAD die Vergnügungssucht derjenigen,
die es sich leisten können, mit nur ausgesprochen wenigen Szenen
bedient. Die Komplexität des Mikrokosmos von Fiddlers
Green lässt sich höchstens noch erahnen, während
man in DAWN OF THE DEAD eine ziemlich gute Vorstellung davon bekommt,
was konkret die den Untoten abgetrotzte Welt des Einkaufszentrums
so anziehend macht. Und selbst die Welt der Verlierer und Dienstknechte
von Fiddlers Green, zu denen die Hauptcharaktere in LAND OF
THE DEAD allesamt zu zählen sind, erfährt ebenfalls nur
einen schnappschussartigen Abriss, obwohl doch gerade hier das eigentliche
Potential des Films auszumachen ist, stehen die Zeichen bei den
in knietiefem Dreck und im Schatten der Tore von Kaufmans Konsum-
und Flanierhochhaus eingesperrten Habenichtse doch auf Sturm und
Rebellion gegen die sich mit willkürlich agierendem Schutzpersonal
abriegelnden Vielfraße hinter der vollverglasten Aussenfassade
des vermeintlichen Paradieses. Natürlich ist Romero mit LAND
OF THE DEAD aber sehr weit davon entfernt, einen Absturz hinzulegen.
Dazu besitzt die Welt, die Romero in seinen vier Zombiefilmen gezeichnet
hat, mittlerweile eine viel zu komplexe Struktur, und der Balanceakt
am Rande des totalen Untergangs gelingt ihm auch hier wieder aufs
Neue. Sehr zugute kommt dem Film überdies, dass er durchaus
auch in den gelungeneren Werken der Endzeit-Filmwelle der 80er einkaufen
geht. Der Monstertruck Dead Reckoning hat schon enorm frappierende
Ähnlichkeit mit Harley Cockliss KAMPFKOLOSS, der im verseuchten
Neuseeland seine Runden drehte und Angst und Schrecken zu verbreiten
wusste, die abgesperrte Enclave Fiddlers Green wirkt wie eine
ins Gegenteil verkehrte Knastvariante aus DIE KLAPPERSCHLANGE und
die nach Schnaps und Fressalien fahndenden Beutetrupps finden sich
gleich in mehreren gut ausstaffierten Endzeitstücken, denn
in einer Welt, in der nichts mehr existiert, wird immer etwas gesucht,
und seien es auch nur ein paar Tropfen Wasser (STRIKER) oder Benzin
(MAD MAX 2). Romeros Vision übersteigt die gängigen Endzeitbilder
aber noch bei weitem, was sich ja bereits in NIGHT OF THE LIVING
DEAD unterschwellig mehr als angedeutet hat. Während in vielen
Endzeitwerken noch irgendwo da draußen Gebiete
existieren sollen, in denen ein halbwegs normales Leben möglich
wäre, ist bei Romero alles im Argen. Die Außenstellen,
die es noch gegeben hat, melden sich schon lange nicht mehr, was
es jenseits irgendwelcher Grenzen geben könnte, ist mehr als
unklar und ein Überleben in diesem Niemandsland scheint trotz
aller Beteuerungen mehr als zweifelhaft. Ein idyllischer Strand,
an den sich die Überlebenden zurückziehen und ihre Tage
fristen können, wie ihn Romero noch am Ende von DAY OF THE
DEAD zeigte, ist nur mehr eine Illusion. Die Apokalypse hat spätestens
in LAND OF THE DEAD merklich den ganzen Erdball erreicht
ein Entrinnen scheint unmöglich. Es passt daher sehr schön
zur Stimmung des Films, dass George Romero LAND OF THE DEAD in unendlich
dunkle Bilder getaucht hat. Der größte Teil des Films
spielt sich in stockfinsterer Nacht ab, Tageslicht findet eher selten
Verwendung und wenn, dann schlucken die vorherrschenden grauen
und braunen Töne fast die ganze Helligkeit (und damit auch
fast jeden Hoffnungsschimmer) aus den Bildern. Das Land of
the Dead wird bestenfalls in ein sehr mattes (Zwie-)Licht
getaucht, dessen Schummrigkeit dem Film auch die besten und eindrucksvollsten
Aufnahmen beschert, beispielsweise die, in der sich die Zombies
wie Schatten durch die vor langer Zeit ermattete Stadt schleppen
und sich zum Sturm auf Fiddlers Green zusammenrotten. Diese
Bilder sind ganz das Gegenteil von den sonnendurchfluteten Stadt-
und Landbildern aus Florida, die Romero noch in DAY OF THE DEAD
einsetzte und die bei Weitem nicht das Maß an filmbestimmender
Bedrohlichkeit boten, wie man es hier vorfinden kann. LAND OF THE
DEAD ist ein brutaler und sehr drastischer Film geworden, was nicht
allein an den die Filmreihe zierenden Spezialeffekten liegt (CGIs
finden hierbei gottlob nur sehr dezenten Einsatz), die natürlich
auch hier in ihrer ganzen Detailverliebtheit auzumachen sind, sondern
vor allem an der konsequenten Weiterführung der Schreckensvision,
die Romero 1968 mit NIGHT OF THE LIVING DEAD auf die Menschheit
losließ. Der Film wirkt sehr durchdacht, höchst erschreckend
und ist gleichsam mit so vielen sozialen und politischen Untertönen
durchzogen, wie man es seit DAWN OF THE DEAD in keinem Film von
George A. Romero mehr geboten bekommen hat. Und das allein ist schon
weitaus mehr, als die meisten Horrorfilme der letzten Dekaden zu
leisten imstande gewesen sind. Vor allem macht der Film aber nicht
zuletzt wegen seines Endes, bei dem die mögliche Koexistenz
von Mensch und Monster als nächster denkbarer Entwicklungsschritt
in den Vordergrund gestellt wird, eines: Lust auf weitere Fortsetzungen
und das lässt sich nun wirklich von den allerwenigsten
Filmen behaupten.
Text
und Titelgrafik: molotto
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