DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE
DRÁCULA CONTRA EL DOCTOR FRANKENSTEIN
DRACULA CONTRA FRANKENSTEIN, DRACULA PRISONIER DE FRANKENSTEIN (Frankreich), DRACULA AGAINST FRANKENSTEIN, DRACULA CONTRO FRANKENSTEIN, SATANA CONTRA DR. EXORTIO, THE NIGHT OF THE OPEN COFFIN, THE SCREAMING DEAD, DRACULA, PRISONER OF FRANKENSTEIN
1972
Portugal/Spanien/Liechtenstein
81 Min.
Interfilme, Lissabon/Fenix Films, Madrid/Prodif Ets., Vaduz
Jess Franco (Jesus Franco Manera)
Arturo Marcos
Jess Franco (Jesus Franco Manera), Paul d'Ales
José Climent
Bruno Nicolai
Manuel Baquero
Drei Vampire, Frankensteins Monster, eine Hexe, der Werwolf und zwei bekloppte Männer mit Doktortitel
Howard Vernon....Dracula (Graf Satana)
  Dennis Price....Dr. Frankenstein (Dr. Exortio)
  Alberto D'Albes....Dr. Jonathan Seward
  Genivieve Deloir....Amira
  Josiane Gilbert....Estela
  Fernando Bilbao....Frankensteins Monster
  Paca Gabaldón....Maria
  Anne Libert....Vampir
  Britt Nickols (Britt Nichols)....Vampir
  Luis Barboo....Morpho
  Brandy....Werwolf
Mike Hunter Video (Video, Deutschland), Intercontinental Home Video (Mike Hunter) (Neuauflage Video, Deutschland)
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Graf Satana, ein - will man den Angaben der Macher trauen - direkter Nachkomme des Grafen Dracula, hat von Dr. Seward, der beherzten Van Helsing-Variante für schmale Geldbeutel, mit einem Holzpflock die Lebenslampe ausgeblasen bekommen. Damit scheint eigentlich der Bann des Vampirs gebrochen und in Transsilvanien könnte man in Frieden leben. Dies ist allerdings nicht im Sinne des finistren Dr. Exortio, der nicht nur einen künstlichen Menschen geschaffen hat, sondern auch davon träumt, eine vampiristische Überrasse zu züchten. Mit diesem Ziel verschafft er sich zutritt zu Graf Satanas Ruhestätte und transferiert das Blut eines jungen Mädchens in den toten Vampir. Wieder quicklebendig eilt Graf Satana erneut umher und beißt in allerlei Hälse. Nachdem Dr. Sewing von einer in wunderlichen Dingen kundigen Hexe auf das verbrecherische Treiben von Dr. Exortio aufmerksam gemacht wurde, ist er nur noch von dem Wunsch besessen, die Vampirbrut samt dem irren Arzt endgültig zu stoppen. Gut überdies, dass ihm auch ein Werwolf zur Hilfe eilt, der ebenfalls etwas gegen Satana und Dr. Exortios Kunstmenschen hat. Nachdem das Vampirgezücht allerdings in reiner Blutgier Exortios Diener Morpho leergesaugt hat, wird der Wissenschaftler so fuchsteufelswild, dass er die verbrecherischen Kreaturen selbst in die ewigen Jagdgrüde schickt. Ebenso verfährt er mit seinem Kunstmenschen, der im Kampf mit dem Werwolf unterlag. Zu guter Letzt muss auch der böse Doktor selbst sein Leben lassen und der Film ist aus.

Zum Glück möchte man da fast sagen, denn in dem 80minütigen Flickwerk geht es gehörig drunter und drüber. Von einem roten Faden weit und breit keine Spur. Einzig Howard Vernon als Graf Satana verschafft dem Film ein wenig Würde. Ansonsten schien Franco bei diesem Film eher uninspiriert herumgewerkelt zu haben: Transportiert uns der Film zunächst in eher viktorianische Gefilde, tauchen schon in der nächsten Szene Autos aus den 60er Jahren des gerade verblassten Jahrhunderts auf. Und während elektrischer Strom gänzlich ein Fremdwort zu sein scheint, hantiert der üble Exortio bereits zwei Szenen weiter mit ausrangiertem, elektronischen Gerät aus Weltkriegsbeständen herum. Die "Nachtaufnahmen" finden zuweilen beim Schein einer strahlenden Nachmittagssonne statt. Nächtliche Atmosphäre wird dafür auf der Tonspur nachgereicht: Vom Käuzchen bis hin zum Geschrei tropischer Affenarten ist fast alles vertreten. Die Affen schreien übrigens auch ab und zu mal tagsüber... Genau genommen schreien sie in fast jeder Szene... Wie bei Franco üblich, gibt es von DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE eine Version mit viel nackter Haut und eine mit sittsam bekleideten Frauen. Die in Deutschland veröffentlichte Fassung entspricht dabei entgegen dem Trend der entschärften, internationalen Version. Überdies sind die Namen Frankenstein (=Exortio) und Dracula (=Satana) aus dieser Fassung getilgt worden, um lizenzrechtliches Gerangel gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Musik von Bruno Nicolai lässt sich auch in Jesus Franco Maneras exquisitem EL CONDE DRÁCULA (NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT, 1968) wiederfinden, was für beide Streifen allerdings nicht von Nachteil ist, da die Musik durchweg gut bekommt. Von unglaublicher Darstellungskraft zeugt insbesondere der von Howard Vernon dargestellte Vampir. Man fragt sich durchaus, warum er neben Lugosi und Lee nicht einen gleichwertigen Stellenwert in dieser Rolle erreichte. Britt Nichols, die auch schon für Amando de Ossorio in LA NOCHE DEL TERROR CIEGO (DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN, 1971) hineinlief und für Franco in VAMPYROS LESBOS (1970) sowie CHRISTINA, PRINCESSE DE L'ÉROTISME (EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES, 1971) umherirrte, spielt ihre Rolle als Vampir mit einer gewissen Routine. Sehr gut gefällt dann höchstens noch das Wiedersehen mit dem bei Franco fast zum Inventar gehörenden Dennis Price. Der tut das, was er am besten kann: Mit stummer Miene in der Ecke stehen und meistens aus dem Off sprechen (lassen). Warum allerdings Jess Franco die Rolle des Dieners Morpho wie sonst so oft nicht selbst spielt (siehe u. a. VAMPYROS LESBOS), sondern diesmal Luis Barboo (dem von den Templern dahingerafften Schrankenwärter aus EL ATAQUE DE LOS MUERTOS SIN OJOS (DIE RÜCKEHR DER REITENDEN LEICHEN, 1973) wirr brabbeln lässt, mögen die Götter wissen. DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE ist nicht durchgehend wirklich schlecht - schon gar nicht angesichts der versammelten Schauspielerschar. In einigen (allerdings wenigen) Szenen gelingt es Franco durchaus, Stimmung aufkommen zu lassen. So sind insbesondere die Innenaufnahmen von Satanas Gruft sehr düster und beklemmend unheimlich geraten. Versaut wird der Film jedoch insbesondere durch den wirklich mit der Brechstange gefertigten Monster-Mix. Spätestens wenn sich Exortios Kreatur, die sicherlich nicht von ungefähr große Ähnlichkeiten zum Monster karloff'scher Prägung aufweist, mit dem Mummenschanz-Werwolf kloppt, geht wirklich alles den Bach runter. Mal ganz davon abgesehen, dass man durch die irrsinnige Story von Anfang an eh in kaum befriedigender Weise durchzublicken vermag. Insofern ist bei DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE statt klammer Grabcontainer im redensartlichen Sinne eher Polen offen. DIE NACHT DER OFFENEN SÄRGE entstand übrigens zeitgleich mit dem fast identisch besetzten LES EXPÉRIENCES ÉROTIQUES DE FRANKENSTEIN (DAS BLUTGERICHT DER GEQUÄLTEN FRAUEN), in dem sich neben Frankenstein und Hexengewürm auch wieder Franco selbst in der Rolle des Dieners Morpho tummelt.

Text und Titelgrafik: molotto

 

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