
Fliegende Untertassen
über Hollywood! So lautet die Schlagzeile, nachdem über dem Südosten
der USA Raumschiffe einer außerirdischen Macht auftauchten. Sie
verbreiten Panik, Angst und Schrecken. Von schunkeligen Flugmanövern
einmal abgesehen, geht die Invasion allerdings eher gemütlich vor
sich: Nachdem Flugkapitän Jeff Brent hoch in den Wolken UFOs gesichtet
hat, bekommt er trotz bestätigender Meldungen von ganz "oben" einen
Maulkorb verpasst. Zusammen mit seiner Frau lebt er in nahe eines
Friedhofs, den sich die Außerirdischen jedoch als Ort für ihre grausamen
Experimente ausgesucht haben. Weil sie sich der Lebenden wegen ihres
freien Willens nicht bemächtigen können, holen sie die Toten aus
den Gräbern und steuern sie mit einer mysteriösen Elektro-Strahlung
aus der Ferne. Die Verstorbenen, denen übrigens mit Waffengewalt
nicht beizukommen ist, stellen eine eklatante Bedrohung dar, verdingen
sie sich doch den ganzen Tag damit, zufällig vorbeistolpernden Menschen
zu töten. Das weckt natürlich auch die Neugier der Ordnungsorgane,
aber nachdem sogar der ermittelnde Inspektor von den Untoten dahingerafft
wird, geht den Kriminologen langsam ein Licht auf. Mit logisch nachvollziehbaren
Erscheinungen hat man es hier nicht zu tun! Außerdem hat sich das
Militär mittlerweile der UFO-Plage angenommen und bombardiert die
Untertassen in einer Geheimaktion mit allem, was die Streitkräfte
hergeben. Ohne Erfolg natürlich. In die mysteriösen Ereignisse auf
dem Friedhof werden unterdessen immer mehr Personen verstrickt,
schließlich entdeckt man hinter einer Schonung sogar ein im Dunkeln
leuchtendes UFO. Im Inneren der Untertasse lauert auch die Wahrheit
hinter dem dämonischen Plan der Invasoren: Die Erdenmenschen sind
nur noch einen Schritt davon entfernt, eine Waffe zu entwickeln,
mit der sich das Sonnenlicht entzünden ließe. Sollte diese Waffe
jemals eingesetzt werden, würde das ganze Universum durch eine gewaltige
Kettenreaktion explodieren. Dieser Entwicklung muss Einhalt geboten
werden! Weil diese bittere Pille den Menschen nicht schmeckt, zetteln
sie eine Schlägerei mit den Außerirdischen an, zertrümmern das Interieur
des Raumschiffes und fliehen schließlich aus dem brennenden Wrack.
Kurz nach dem Notstart der Außerirdischen explodiert deren Untertasse,
alle lebenden Toten verwandeln sich augenblicklich in grausige Skelette
und die Invasion ist (vorerst) vorbei...

Objektiv gesehen
kann man dem Film selbst unter Berücksichtigung seines Alters keinerlei
Qualitäten zusprechen. Die Story ist im Grunde so blöde, dass man
schon bald die Lust an dem Film verliert, mit dem sich Wood jr.
weder konzeptionell noch formal so viel Mühe gemacht hat, dass ihn
zumindest ein kleiner Hauch von Spannung durchweht. Ganz besonders
übel sind ihm (und seinem Effektmann Charles Duncan) die Effekte
geraten. Nicht zuletzt durch den brillant scharfen DVD-Transfer
des Films sind die dünnen Fäden, an denen die Untertassen vor den
gemalten Hintergründen lustig schaukeln, mehr als einmal deutlich
zu sehen. Wie muss das erst im Kino ausgesehen haben! Da erscheint
es bei diesen selbst für 1956 erbärmlichen Effekten geradezu als
irrwitzig, das "Künstler" Charles Duncan in späteren Jahren noch
für die Tricks in THE SLIME PEOPLE und dem nicht zu verachtenden
SHOCK CORRIDOR zu Rate gezogen wurde. Aber auch bei der Ausstattung
der Sets wurde mit jedem Cent gerechnet. Für das Innere des Flugzeugs
musste ein Raum mit Holzstühlen, einem Vorhang und nicht existenten
Steuerknüppeln genügen, der Friedhof ist eine gar irrwitzige Studiokulisse,
die man schlechter hätte kaum machen können und selbst im UFO sind
lediglich ausrangierte Schreibtische und Holzschemel auszumachen,
die zumindest noch von einigen alten Volt- und Amperemetern und
Gerätschaften aus der letzten Physikstunde dekoriert werden. Absoluter
Schenkelklopfer: Die Außerirdischen sind mit den Überbleibseln aus
einem Mantel- und Degen-Abenteuer gekleidet. Der Befehlshaber der
Außerirdischen ist als solcher dadurch zu erkennen, dass er eine
aus Stoffresten aufgenähte Hellebarde auf der Brust trägt. Gekrönt
wird das Ganze noch von peinlichen Dialogen, die sich selbst mit
dem Alter des Films nur schwerlich erklären lassen, und einigem
Zierrat, der das Werk auf Länge bringt. So kommt der ahnungslose
Betrachter erst einmal in den Genuss einer Einleitung von Criswell
(bürgerliche Jerome King Criswell), dem bekanntesten US-Wahrsager
der 60er Jahre, der auch keine Mühe scheut, uns Ed Wood jr.'s Werk
als mögliche wenn nicht sogar wahrscheinliche Zukunftsprognose aufzutischen.
Wenn man dieser Prophezeiung angesichts des Films auch eher mit
schallendem Gelächter begegnet, so ist Criswells Auftritt zumindest
noch als cleverer, publikumswirksamer Gimmick zu werten. Leider
ritt Woods diesen Gag mit der abermaligen Rekrutierung Criswells
für NIGHT OF THE GHOULS und ORGY OF THE DEAD selbst zu Tode. Zu
Tode kam auch Bela Lugosi während der Dreharbeiten zu PLAN 9 FROM
OUTER SPACE. Lugosi, der zu der Zeit bereits mehr als abgehalftert
und verarmt in LA lebte, wurde von seinem Fan Ed Wood jr. sichtlich
schwer erkrankt vor die Kamera gezerrt. Nach Lugosis Tod übernahm
ein ähnlich aussehender Schauspieler seine Rolle. Weil die Ähnlichkeit
zu Lugosi jedoch alles andere als frappierend war, agiert der Mime
vorwiegend mit vom Vampir-Cape theatralisch verschleiertem Gesicht.
Die tragische Geschichte des Möchtegern-Regisseurs Edward D. Wood
jr. dürfte nicht zuletzt auf Grund der (leider arg) ins klamaukhafte
gedrifteten Verfilmung mit Johnny Depp in der Titelrolle bekannt
sein (übrigens gibt sich auch PLAN 9-Hauptdarsteller Gregory Walcott
in diesem Film in der Rolle eines Produzenten die Ehre). Sicherlich
stellt PLAN 9 FROM OUTER SPACE das Glanzstück der Karriere des 1978
verstorbenen Filmemachers dar, auch wenn den Film schon damals keiner
haben wollte und er erst zwei Jahre nach seiner Produktion einen
Verleiher fand. Das lässt für seine anderen Filme zwar nichts Gutes
erahnen, doch ein Blick kann durchaus lohnend sein (muss aber nicht).
Nicht zuletzt auf Grund des Alters des Films und der mittlerweile
bekannten, abenteuerlichen Begleitumstände, die zur Realisierung
dieses Werkes führten, erscheint PLAN 9 FROM OUTER SPACE heutzutage
in einem etwas anderen Licht. Zwar wertet das den Film nicht unbedingt
auf, macht ihn aber dennoch ein wenig goutierbarer - zumal der Film
gerade wegen seiner üblen Komposition als Negativ-Klassiker des
SF-Genres durchgeht. Die amerikanische DVD von Produzenten-Legende
Wade Williams wartet übrigens mit der äußert sehenswerten, knapp
zweistündigen Dokumentation THE ED WOOD STORY: THE PLAN 9 COMPANION
auf, die einen genauen, mit vielen Interviews gewürzten Bericht
über die Entstehung von PLAN 9 FROM OUTER SPACE liefert.
Text
und Titelgrafik: molotto
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