
Der Mediziner
Robert und seine am liebsten auf dem Cello herumkratzende Frau Maggie
verschlägt es dank eines dringenden Regierungsauftrags in die
Wälder von Maine. Dort üben die Indianer gerade den Aufstand,
weil die Betreiber einer Papiermühle hektarweise Flächen
roden lassen wollen. Eine Umweltverträglichkeitsstudie muss
also her. Daneben werden die Indianer, angeführt von Armand
Assante, dafür verantwortlich gemacht, dass Waldarbeiter und
auch harmlose Touristen in der Gegend immer wieder verschwinden
oder ermordet aufgefunden werden. Aber diese Untaten gehen natürlich
nicht auf das Konto der friedlich in ihrem Hüttendorf lebenden
Ureinwohner, sondern sind vielmehr einer quecksilberverseuchten
Bärenmutation von erstaunlicher Größe zuzurechnen,
die marodierend durch den Baumbestand streift.

Viel Gelaber um
recht wenig, denn die Lösung des Falls liegt schon nach nach
etwas mehr als einer halben Stunde klar auf der Hand: Bei der Papierproduktion
wird ordentlich Chemie in den Fluss, der durchs Indianergebiet führt,
gekippt und deshalb wächst und mutiert die Tierwelt nun einmal
vor sich hin. Dabei beginnt DIE PROPHEZEIUNG eigentlich ganz flott
und spannend mit einem Suchtrupp, der eine Gruppe verlustig gegangener
Waldarbeiter retten soll, dann aber von einer unheimlichen Bestie
aufgerieben wird. So hätte es dann gerne die nächsten
90 Minuten weitergehen können, doch daraus ist bei diesem Frankenheimer-Film
leider so rein gar nichts geworden. Der immer noch recht rührige
Robert Foxworth erschreckt als Mischwesen aus GLOCKENSEIL-Carlo
de Mejo und Müsli, und ihm zur Seite gestellt hat man die vor
allem durch die ROCKY-Filme bekannt gewordene Talia Shire, die eigentlich
den ganzen Streifen über nicht recht was zu tun hat, meistens
jedoch sauertöpfisch guckt und ihrem (Film-)Gatten nicht sagen
mag, dass sie schwanger ist, denn merke: die Welt ist seiner Meinung
nach überbevölkert und schlecht, und deshalb lohnt das
Hineinsetzen eines weiteren Blags, das am Ende doch nur Rohstoffe
verbraucht, auf keinen Fall. Weitere Spannung soll als logische
Konsequenz demnach nicht nur aus dem Konflikt zwischen den „UWs“
(Filmsprech für Ureinwohner) und den ausnahmslos mieswurzigen
Betreibern und Arbeitern der dreckschleudernden Papierfabrik gewonnen
werden, sondern vor allem auch aus den Zweifeln, die an Maggie nagen,
ob ihr Ungeborenes ebenfalls durch die Quecksilberkombination im
Wasser verunstaltet ist. Die Auflösung dieser Fragestellung
bleibt der Film am Ende aber ebenso schuldig wie ein zumindest halbwegs
gerüttelt Maß an Spannung und Dramatik. Selbst die Monsterszenen
sind alles andere als gut gelungen und haben schon 1979 nicht mehr
ernsthaft zu zünden verstanden. Auf der DVD ist im Gegensatz
zur alten Vollbild-VHS alles gut zu sehen. Und eben auch, dass das
große Monster oftmals sehr billig, tapsig und mehr als einmal
völlig unbeholfen agiert. Am schönsten ist gegen Ende
die Szene, in der Robert Foxworth dem Gruselbären am Flussufer
den Rest gibt und das Viech dazu einzig rhythmisch mit der Zunge
wackelt.
Das hauptsächliche Problem des Films ist vor allem, dass man
sich scheinbar nicht dazu hat durchringen können, einen echten
Monsterfetzer auf die Beine zu stellen und stattdessen ökologische
und soziale Komponenten in zu groß geratener Dosierung mit
in den Streifen hat geben wollen. Die Garnierung erfolgt mit einigen
Stars aus der zweiten Reihe. Dies alles zusammen funktioniert in
diesem Vehikel eher schlecht als recht, zumal der Film fürchterlich
altbacken wirkt und so gar nicht in das Stimmungsbild der mit vielen
Neuerungen aufwartenden großen Grusel- und Horrorwelle, die
in den 1970er Jahren durch die Kinos rollte, passen will. Statt
Untierfetzereien gibt’s oftmals lediglich unheilvolles Gegrunze
aus dem Unterholz – und dann leider nicht mehr viel. John
Frankenheimer, damals auch nicht mehr auf dem Höhepunkt seines
Schaffens, hat mit DIE PROPHEZEIUNG einen fast schon unverschämt
drögen und sperrigen Heuler auf die Beine gestellt, bei dem
man sich mehr als einmal fragt, warum der Film eigentlich zwölf
Millionen Dollar gekostet hat.
Text
und Titelgrafik: molotto
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