SEXUAL-TERROR DER ENTFESSELTEN VAMPIRE
LE FRISSON DES VAMPIRES
SEX AND THE VAMPIRE, SHIVER OF THE VAMPIRES, STRANGE THINGS HAPPEN AT NIGHT, THE TERROR OF THE VAMPIRES, THRILL OF THE VAMPIRES, VAMPIRE THRILLS
1970
Frankreich
94 min. 47 sec.
Les Films Modernes/ABC Films
Jean Rollin
Robert Picard
Jean Rollin)
Jean-Jacques Renon
Acanthus
-
Vampire
Sandra Julien .... Ise
  Jean-Jacques Durand .... Antoine
  Jacques Robiolles
  Michel Delahaye
  Marie-Pierre
  Kuelan Herce
  Nicole Nancel
  Dominique
Redemption (VHS, UK), Redemption U.S.A. (DVD, USA), Darkside (DVD, UK)
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Ise und ihr Antoine haben geheiratet und wollen ein paar Tage auf dem Schloss von Ises Verwandten verbringen. Doch als sie am Schloss eintreffen, erhalten sie von den beiden ungemein hübschen wie freizügigen Dienerinnen Nachricht, dass beide Onkel Ises einen Tag zuvor ums Leben gekommen sind. Nachdem Ise die Gruft besucht hat, verbringt sie die Hochzeitsnacht allein. Um punkt 12 Uhr nachts entsteigt der Wanduhr in ihrem Zimmer eine merkwürdige Frau, Isolde, die Ise augenblicklich psychisch wie auch sexuell in ihren Bann ziehen kann und die ihr im weiteren Verlauf unglaubliche Geheimnisse anvertrauen will, wozu sie Ise auf den nahegelegenen Friedhof schleppt. In der Gruft wird ihr dort von Isolde und den beiden mittlerweile auferstandenen Onkeln Blut ausgesaugt. Doch Antoine, der nicht schlafen konnte und die beiden Dienerinnen in die Gruft verfolgt hat, beobachtet die gruselige Szene, ohne allerdings seine Frau gesehen zu haben. Am nächsten Tag eröffnet er Ise seine Entdeckungen, die jedoch keine Erinnerungen an die vergangene Nacht mehr hat und meint, tief und fest geschlafen und demnach nichts von dem Treffen gemerkt zu haben. Antoine zieht sich mit seinen unbedachten Äußerungen den Fluch der Vampire zu, die sich in ihrem Vorhaben, Ise in ihre Gewalt zu bringen, gestört sehen und ihn nun mit allen Mitteln aus dem Schloss vertreiben wollen. Während er sich in der Bibliothek des Schlosses aufhält, stürzen wie von Geisterhand regalweise Bücher auf ihn herab und beerdigen ihn. Nur knapp kann er dem Anschlag entkommen. Beim Abendessen erscheinen dann völlig überraschend die beiden totgeglaubten Onkel Ises, die die Nachricht über ihr Ableben kurzerhand als Scherz und Bauerngeschwätz abtun. Im weiteren Verlauf setzen sie alles daran, Ise auf dem Schloss zu halten, was ihnen auch gelingt. Alle Bemühungen Antoines, seine Frau zur Abreise zu bewegen, verlaufen im Sande. Dafür offenbaren sich die Hintergründe der schrecklichen Geschichte um das alte Gemäuer und den Familienclan für Antoine und Ise. So erfahren sie, dass die beiden Onkel Zeit ihres Lebens die Geschichte ihrer Familie unter Aspekten der Religion untersucht haben und dabei auf vergessen geglaubtes Geheimwissen um verdeckt lebende Vampirkulte gestoßen sind. Mit Isolde als untoter, von den Onkeln herbeigerufener Führerin ist es nun ihre Idee, vom Schloss aus eine neue Vampirherrschaft zu installieren und das Land zu unterjochen. Dabei hatten die Onkel ursprünglich ihr Leben bei dem Versuch gegeben, die irrtümlich und aus scheinbarem Übermut versehentlich herbeigerufene Vampirdame wieder zu vertreiben. Einzig Antoine durchschaut klar das dämonische Spiel und setzt alles daran, dem grausamen Treiben ein Ende zu setzen.

Jean Rollins dritter Vampirfilm ist neben dem ebenfalls bereits wunderschön geratenen DIE NACKTEN VAMPIRE ganz sicher einer der besten Filme seiner ganzen Karriere. Er besticht vor allem mit einer eindrucksvollen Kameraarbeit, die mancherlei Aufnahme bietet, die man sich am liebsten einrahmen und an die Wand hängen möchte. Überhaupt bietet der Film ungemein viel fürs Auge: Wunderschöne Sets, atemberaubende Farbenspiele, die allemal mit den eindrucksvollen Bildern eines Dario Argento mithalten können, und, wenn man die Figur der Isolde einmal abzieht, eine hübsche Ansammlung appetitlicher Vampirweiber. Wie es sich für einen Film aus der Rollin-Fabrikation gehört, sind diese immer mit fast nichts bekleidet und allzeit bereit, sich und anderen körperlich etwas Gutes zu tun. Die Komponente der Verführung ist ein ganz zentrales Anliegen in LE FRISSON DES VAMPIRES, weshalb ihr auch immer wieder sehr viel Spielzeit eingeräumt wird. Das Schöne an LE FRISSON DES VAMPIRES ist aber, dass Rollin diese Szenen keinesfalls nur dazu benutzt, seine in dieser Hinsicht empfänglichen Zuschauer zu befriedigen, vielmehr sind sie nahtlos in den Film eingepasst und wirken weder deplatziert noch aufgesetzt. Bei einem Jess Franco hätte dies wahrlich anders ausgesehen. Wenn Jean Rollins Film auch deutliche Parallelen zu Don Sharps DER KUSS DES VAMPIRS aufweist, besticht er damit, dass er die in Sharps (ziemlich konventionell gehaltenem) Film nur unterschwellig vorhandenen Elemente der mit dem Vampirthema eng verknüpften sexuellen Ausschweifungen mit größter Selbstverständlichkeit auf der Leinwand präsentiert und sich dabei auch noch für weitere Einflüsse der Schauerromantik offen zeigt. Wenn nach Hoffmann’scher Art Isolde um Mitternacht aus der Wanduhr steigt, sie zudem wie ein Geist nachts erscheinen kann, wo sie will, und sich in einem Akt der Verzweiflung am Ende gar selbst kannibalisiert, dann wird das enge Korsett des klassischen Vampirfilms nachhaltig aufgebrochen. Insgesamt ist LE FRISSON DES VAMPIRES ein virtuoser, optisch extrem verspielter Film, der in den barocken Zimmern des Schlosses in seinen schönsten Momenten wie ein ausgewachsenes Märchen funktionert und sich vom ersten Moment an mit unwahrscheinlicher Wucht über den Zuschauer ergießt – und das trotz der Tatsache, dass sich Rollin sehr viel Zeit für seine Szenen und die Ausbreitung seiner Geschichte nimmt. Innerhalb des Vampirfilms ist LE FRISSON DES VAMPIRES in seiner Gesamtheit vor allem aber eines: ein seltener und damit ungeheurer Glücksfall.

Text und Titelgrafik: molotto

 

 

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