
Die Studenten
Thomas, Johanna und Kalle haben sich mit Videokamera und Mikrofon
bewaffnet auf den Weg gemacht, eine Reportage über einen vermeintlichen
Wilderer zu drehen, der schon mehrere Bären auf dem Gewissen
haben soll. Nach vielen Gesprächen mit Beamten der Jagd- und
Forstbehörden, Anwohnern und einer aufgebrachten Gruppe von
lizensierten Bärenjägern, können sie den Verdächtigen
auf einem Campingplatz ausfindig machen. Vom Besitzer den Platzes
erfahren sie, dass der Eigenbrödler Hans heißt und jede
Nacht mit seinem Geländewagen in den Wald fährt. Die Studenten
beschließen auf die Rückkehr von Hans zu warten. Als
er im Morgengrauen zu seinem Wohnwagen zurückkehrt bleibt der
spontane Versuch eines Interviews mit Hans erfolglos. Die Studenten
geben aber nicht auf und warten auf die nächste Gelegenheit
mit Hans Kontakt aufzunehmen. Den ganzen Tag tut sich nichts und
als in der Abenddämmerung überraschend seinen Landrover
startet und davon braust, versuchen die Drei ihm zu folgen. Doch
schon nach wenigen Minuten hat Hans sie abgehängt. Zurück
auf dem Campingplatz wird der Wohnwagen von Hans unter die Lupe
genommen - seltsame 'Fellwürste' lassen sich erkennen und ein
bestialischer Gestank ist wahrzunehmen. Als Hans zurückkehrt,
bricht er sein Lager ab und bereitet seine Abreise vor. Den Studenten
fällt auf, wie zerschunden sein Landrover aussieht und das
auf dem Dach auffällig viele Lampen montiert sind. Hans dampft
ab und die Studis mit ihrem lindgrünen Golf I hinterher. Es
geht durch Berge und Täler und mit der Fähre durch Fjorde
bishin zu einem abgelegenen Campingplatz. Alle Versuche mit Hans
ein Gespräch zu führen, werden von ihm schroff abgewiesen.
Kurz davor aufzugeben, wollen die drei angehenden Dokumentarfilmer
noch einmal versuchen, den möglichen Wilderer bei seinen nächtlichen
Aktivitäten zu verfolgen. Als die Nacht hereinbricht, startet
Hans wie gewohnt seine Exkursion und dieses Mal schaffen die Drei
es tatsächlich an ihm dran zu bleiben. Erst tief im Wald müssen
sie ihren Wagen stehen lassen und zu Fuß weitergehen. Sie
kommen am Landrover von Hans vorbei, gehen weiter bis sie plötzlich
unheimlich Geräusche hören und grell aufflackernde Lichter
in der Nähe sehen. Wie aus dem Nichts rennt Hans an ihnen vorbei,
ein langgezogenes "TROOOOOLL" schreiend. Sie laufen hinter
Hans her, bis alle außer Atem den Geländewagen erreichen.
Die Geräusche entfernen sich und Hans bringt die Drei zu ihrem
Wagen. Als sie den Golf erreichen, ist von diesem nicht mehr viel
übrig. Der Wagen ist schrottreif zugerichtet. Hans erbarmt
sich, fährt sie zurück und lässt sie in seinem Wohnwagen
übernachten. Was Thomas, Johanna und Kalle nun erfahren, können
sie nur schwer glauben: Hans jagt keine Bären sondern Trolle.
Hans taut langsam auf und erlaubt dem Filmteam, ihn zu begleiten
und seine bislang geheime Arbeit zu filmen. Er ist nämlich
der einzige staatliche Trolljäger, der im Auftrag des TST (Norwegens
Troll-Sicherheitsdienst) Trolle, die ihre Reservate verlassen haben,
aufstöbern und eliminieren soll. Starker Tobak für die
Drei, aber schon die kommende Nacht wird alle ihre Zweifel zerstreuen.

TROLLHUNTER ist
das Regiedebut von André Øvredal, spielt in Norwegen,
hat nicht viel gekostet und handelt von Monstern, die es recht selten
in einen Film geschafft haben: Trolle. Nicht nur der Regisseur und
Drehbuchautor Øvredal ist nahezu unbekannt, auch die Darsteller
sind, abegesehen von Otto Jespersen, neu im Geschäft. Von Herrn
Jespersen wird berichtet, er sei Komiker und in Norwegen durchaus
bekannt. Alle Darsteller machen ihre Sache gut, gerade vor dem Hintergrund,
dass sie ja in dem unbearbeiteten Bildmaterial eines geplanten Dokumentarfilmes
agieren. Man kann in minstestens jeder zweiten Filmkritik zu TROLLHUNTER
lesen, dass diese 'found-footage'-Thematik in den letzten Jahren
zu häufig verwurstet wurde, um noch interessant zu wirken und
es wird auch all zu gerne in diesem Zusammenhang auf das 'Original'
THE BLAIR WITCH PROJECT verwiesen. Es wird aber gerne, bewußt
oder unbewußt, außer Acht gelassen, dass bereits 1980
ein gewisser Herr Deodato wußte, wie man mit wenig Geld Spannung
und scheinbare Autentizität erzeugt - nämlich mit verwackelter
Handycam und Szenen, die sich eigentlich vor und nach den eigentlichen
Einstellungen gedreht wurden und normalerweise vom Schneidetisch
direkt in den Müll wandern. Vervollständigt wird die Illusion
eines 'echten, rohen, aber ungeschönten Dabeiseins' durch kleine,
scheinbar private Momente, in denen sich die Mitglieder des Teams
necken, streiten oder einfach nur unbeobachtet fühlen. Effektiv
und preiswert - ebenso wie ein weiterer 'fast umsonst-Faktor', der
einen Film attraktiv machen kann: Eine schöne Landschaft, in
diesem Fall Norwegens Natur. Garniert wird das Ganze mit einigen
durchaus witzigen Ideen, die auch nicht wirklich teuer waren, weil
man einfach mit den Gegebenheiten vor Ort spielt (Hochspannungsleitungen
als Sicherheitszäune für Trolle) oder einfach umzusetzen
sind (Polen bringen toten Bären, der im Zoo an Krebs gestorben
ist). Fehlen noch die Trolle. Computeranimiert, aber nicht billig.
Hierfür dürfte wohl ein Großteil der ca. drei Millionen
Dollar Produktionskosten draufgegangen sein und das hat sich gelohnt.
Ich finde die animierten Trolle überaus gut gelungen und eigenständig.
Aus allen Komponenten wurde ein Paket geschnürt, das funktioniert
und Spass macht - und wer sich beschwert, dass nicht alles neu ist,
kann ja auf das US-Remake von TROLLHUNTER warten, welches ich an
dieser Stelle mal prophezeien möchte, was sicher das zwanzigfache
kosten wird und in dem dann garantiert überhaupt nichts neu
sein wird.
Text
und Titelgrafik: dr. whogen
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