
Bei einem Ausflug
auf seinen Landsitz verschwindet Sam Phillips beim Spiel mit seinem
Sohn Tony in einem plötzlich auftauchenden, grellen Licht.
Drei Jahre später kehrt er in Form eines grotesken Aliens zur
Erde zurück, tötet ein Pärchen auf einer Landstraße,
besamt eine nichtsahnende Frau und erhält mittels Spontanschwangerschaft
und geburt sein altes Aussehen zurück. Sein Ansinnen
ist es, seinen zurückgelassenen Sohn zu holen und außerdem
die Erde mit außerirdischer Brut zu beglücken und somit
zu infiltrieren. Sams ehemalige Frau Rachel ist mittlerweile mit
dem Fotografen Joe zusammen, im Haushalt hilft ihr außerdem
die Französin Analise. Einzig Tony freut sich unbändig,
seinen Vater wiederzusehen. Kurzerhand infiziert Sam seinen Sohn
unbemerkt mit außerirdischen Genen, die Tony mit allerlei
wundersamen Fähigkeiten ausstatten. So entledigt Tony sich
einer Nachbarin mit Hilfe eines mannsgroßen Spielzeugsoldaten,
nachdem sie sein Haustier, eine Schlange, getötet hat. Zur
Durchsetzung des Masterplans, der Unterjochung der Erde durch die
Aliens, erweckt Tony außerdem einen Spielzeugclown zum Leben.
Dieser steht ihm nicht nur bei der Liquidierung weiterer unliebsamer
Nachbarn zur Seite, sondern funktionert auch mit seiner Hilfe die
Französin zur Alien-Eier legenden Gebährmaschine um. Derweil
düsen Rachel und Sam zum Landhaus, denn Rachel möchte
ihrem ehemaligen Mann, der vorgibt, sich an nichts erinnern zu können,
was in den drei Jahren seiner Abwesenheit mit ihm geschehen ist,
geistig ein wenig auf die Sprünge helfen. Während sie
unterwegs sind, entdeckt Joe jedoch durch einen Zufall, dass Sam
mit dem Mord an dem Pärchen auf der Landstraße in Verbindung
stehen muss und will Rachel hinterher fahren, wobei er von Tony
abgepasst wird. Sam dagegen hat immer größere Schwierigkeiten,
seine menschenähnliche Form beizubehalten, was auch Rachel
nicht verborgen bleibt. Just als die Situation im Landhaus eskaliert,
erscheinen Joe und Tony auf der Bildfläche, doch es ist bereits
zu spät. Sam, der sich mittlerweile zum Alien zurückverwandelt
hat, tötet Joe und zusammen mit seinem sich ebenfalls schon
transformierenden Sohn wird er von dem wartenden Raumschiff aufgegabelt.
Zurück bleibt Rachel, die, ebenfalls eine Wandlung durchlaufend,
in ihre Wohnung zurückkehrt, die bereits zu einer äußerst
befremdlich anmutenden Basis außerirdischen Lebens geworden
ist. Die Invasion hat begonnen.

Mit X-TRO brachte
der zuvor kaum in Erscheinung getretene Regisseur Harry Bromley
Davenport einen der letzten wirklich bedeutenden Vertreter der Alienschocker
in die Kinos. Wenn der Film in Deutschland anno 1983 kaum mehr zu
begeistern wusste und selbst in Großstädten für
damalige Verhältnisse nur mittelmäßige drei Wochen
im Einsatz war, fand er im Ausland doch umso mehr Anklang. In der
Liste der Top Grossing Films des amerikanischen Fachorgans
Variety wusste er sich sogar bis auf Platz acht (gleich hinter DER
DUNKLE KRISTALL) vorzukämpfen eine beachtliche Leistung
für einen Film solcher Güteklasse. An kruden Ideen und
äußerst denkwürdigen Szenen mangelt es X-TRO keineswegs.
Begleitet von der ebenfalls von Harry Bromley Davenport komponierten,
sehr bizarren elektronischen Musik hagelt es sehenswerte und für
das Genre sehr unüblich geratene Wechselspiele von mal ungemein
waghalsig-surealen, mal äußerst blutig-brutalen Szenen,
von denen die Vergewaltigung mitsamt Zeitrafferschwangerschaft und
der Wiedergeburt von Sam und das Auftauchen der Clownfigur sicherlich
die herausragendsten Beispiele darstellen. Auch der lebensgroße
Spielzeugsoldat und die beiden Aliens wissen durchweg zu begeistern.
Klar: Vieles in X-TRO ist purer Selbstzweck und dient allein Ausschmückung
des Films mit effektiven Extravaganzen, macht aber auf Grund der
sehr unüblichen Präsentation dieser Sequenzen durchweg
viel Spaß, der selbst dadurch keinen Dämpfer erhält,
wenn man X-TRO nur als späten Nachzügler zu Ridley Scotts
ALIEN zu sehen gedenkt. Als ein Ripoff funktioniert der Film nämlich
überhaupt nicht, wenn sich auch nicht ganz von der Hand weisen
lässt, dass ihm der Erfolg des Großfilms geholfen hat,
die Geldbörse der Produzenten, unter anderem auch die von New
Line Cinemas Robert Shaye, zu öffnen. Und abgesehen davon,
dass Davenport zumindest zu Beginn mit dem Wurf eines Knochens,
der in der Luft kurz innehält und in einem grellen Licht explodiert,
einen Augenblick lang auf Kubricks 2001 schielt, waren sich einige
Verleiher auch nicht zu fein, X-TRO als Karrikatur zum einige Monate
zuvor in Deutschland gestarteten Spielberg-Unfug E.T. DER
AUSSERIRDISCHE zu sehen und aus diesem Grund mit dem Untertitel
Nicht alle Außerirdischen sind freundlich! zu
bedenken. Als ob man dies nicht unlängst wüsste... Außerdem
wurde um beide Filme noch enger miteinander zu verbandeln mehr oder
weniger gezielt das Gerücht gestreut, dass das Ende von X-TRO
auf derselben Waldlichtung entstanden sei, auf dem auch Spielberg
seine Alienlandung für E. T. abgedreht habe. X-TRO zog noch
zwei Sequels nach sich, die zwar beide mit dem Original nichts zu
tun haben und in allen Belangen recht dürftig ausgefallen sind,
wobei X-TRO II DIE ZWEITE BEGEGNUNG immerhin noch den Vorteil
bietet, zumindest in der englischsprachigen Originalfassung einen
sich unsicher durch den gesamten Film lallenden, da offensichtlich
dauerbesoffenenen Jan-Michel Vincent zu präsentieren. Im Originalfilm
gibts dafür ungleich sicherer agierende britische Schauspieler
zu sehen, allen voran Bernice Stegers, die zuvor bereits in FELLINIS
STADT DER FRAUEN und noch viel besser in Lamberto
Bavas MACABRO DIE KÜSSE DER JANE BAXTER zu sehen war.
X-TRO ist zudem der Film, auf dem die Karriere von Maryam DAbo
fußt, die es einige Jahre später immerhin noch in einen
Bond-Film schaffte und zeitgleich damit auch für freizügig
inszenierte Sexel-Skandälchen in der Yellow Press
sorgte. Unnütz zu sagen, dass der Bond-Film in dieser Hinsicht
mehr enttäuscht als der wesentlich durchtriebenere X-TRO, in
dem sie neben einigen Betthäseleien mit ihrem (Film-)Freund
immerhin auch als in einer Badezimmerecke hängende Gebäranstalt
für die Alien-Brut herhalten darf. Wenn es bislang sonst keinen
herausragenden Beginn einer Filmkarriere gab dies ist definitiv
einer. Von X-TRO gibt es neben mehreren recht verunglückten
deutschen DVDs natürlich auch eine solide VHS-Auflage, die
sehr zu empfehlen ist, bietet sie doch das eigentliche Originalende
des Films, wie es auch bei der Uraufführung in England zu sehen
war. Bei allen anderen nachgeschalteten Videoauswertungen wurde
das Ende, das Bernice Stegers zeigt, wie sie in ihrer völlig
veränderten Wohnung von zahlreichen Kinderaliens umringt wird,
die ihren schwangeren Bauch streicheln, durch ein an Luigi Cozzis
ASTARON
DIE BRUT DES SCHRECKENS gemahnendes und nachträglich
erstelltes Schock-Ende ersetzt, bei dem eines der Alien-Eier platzt
und ein monströser Saugrüssel die Stegers aus dem Film
plättet. Demzufolge sollte man die Augen nach der deutschen
VHS und einer Alternativversion (z. B. dem qualitativ auch sehr
schön geratenen Tape aus Holland) offen halten.
Text
und Titelgrafik: molotto
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