
Auf einer Brücke
bei Regensburg wollen der fiese Tierhändler Kiliak und seine
zwei Schergen ein Krokodil an zwei Interessenten verkaufen. Durch
einen Autounfall landet das Tier allerdings im Fluss. Als kurz darauf
ein halb aufgefressenes Reh am Donauufer gefunden wird, denken sich
die zuständigen Behörden noch nichts dabei. Allein die
junge Ann, die gerade ihre Ausbildungsstation in der lokalen Pathologie
begonnen hat, ist misstrauisch. Ihr Bekannter Bützje, ein Kölner
Journalist, vermitteln sie an Mitch, der in Regensburg ein Reptilienhaus
leitet. Gemeinsam macht man sich auf die Jagd nach dem Krokodil,
und kommt alsbald Kiliak in die Quere, der sein verloren gegangenes
Reptil wiederhaben möchte. Während das hungrige Tier sich
an einem Bademeisters im Schlauchboot sättigt, kommt der arbeitsscheue
Kiliak auf die Idee, daß es für ihn sehr viel praktischer
und ressourcenschonender sei, wenn der olle Mitch das Krokodil für
ihn finge, zumal der Mitch auch eher Spezialist für sowas sein
als er. Um Mitch dahingehend zu motivieren, und zudem sicherzugehen,
daß Mitch das Krokodil anschließend bei ihm abliefert,
entführt er Mitchs Tochter und setzt dem Mitch ein Ultimatum.
Tatsächlich gelingt es Mitch, Ann und Bützje, das Tier
zu fangen. Sie stellen zudem fest, weshalb das Krokodil so wertvoll
für die Tierhändler ist: Es handelt sich um ein Weibchen,
das gerade ganz viele Eier legt. Mitch macht die Eier mit Sprengstoff
kaputt, und das Krokodil wird zum vereinbarten Treffpunkt gebracht,
wo Kiliak, seine beiden Gehilfen sowie seine beiden Kunden bereits
warten. Ob das Reptil hier außer Kontrolle gerät, worauf
die beiden Krokodilkaufinteressierten einfach nach Hause gehen und
aus dem Film verschwinden, zwei von den drei weiteren Bösewichtern
vom Krokodil aufgefressen werden, bevor Mitch es in die Luft sprengen
kann, die entführte Tochter so gerettet wird und Ann und Mitch
als glückliches Pärchen davon hüpfen, während
aus dem letzten übrig gebliebenen Krokodilei ein kleines Babykrokodil
schlüpft, dass Bützje versehentlich in den Fluss fallen
lässt, sei hier noch nicht verraten, denn es soll ja noch spannend
bleiben.

Dass sogar in Deutschland
fürs Fernsehen produzierte Monsterfilme funktionieren können,
hat bereits 1999 für RTL "Das Biest im Bodensee"
bewiesen. Leider wurde dieser Standard bis heute hier nicht wieder
erreicht. Auch diese PRO7-Produktion mit dem schönen 80er-Jahre-Titel
„Zwei zum Fressen gern“ erweist sich insofern als erneute
Enttäuschung.
Christian Tramitz als Mitch spielt hier erneut seine immergleiche
Parodie auf den toughen Actionhelden, die etliche Jahre nach dem
„Schuh des Manitu" doch schon ein wenig abgedroschen
wirkt. Hinzu kommt, dass das Drehbuch unentschlossen ist, inwiefern
seine Figur ernst gemeint ist, als es schon einige Versuche gibt,
dem Charakter etwas Tiefe zu geben - insbesondere zum Beispiel Mitchs
Bemühungen, ein besseres väterliches Verhältnis zu
seiner verzogenen 16jährigen Tochter aufzubauen, die bereits
in ihren jungen Jahren unter einem schlimmen Arschgeweih leidet.
Abgesehen von der sehr dünnen und baukastenartigen Konstruktion
dieses Versuches, die Figur weiterzuentwickeln, wird das alles letztlich
auch von Tramitz’ doch arg monotonem Spiel konterkariert.
Doreen Jacobi gibt sich deutlich mehr Mühe, wird allerdings
ebenfalls vom Drehbuch im Stich gelassen. Dass ihr Wandel von der
unerfahrenen Pathologie-Azubine im ersten Lehrjahr zur neben Mitch
gleichberechtigten Actionheldin recht unglaubwürdig ist, stört
da nicht, dass ist immerhin recht unaufdringlich anzusehen und von
ihr hübsch gespielt. Wenn es allerdings darum geht, glaubhaft
zu machen, warum sie sich in den deutlich älteren, alkoholabhängigen
Versager Mitch verlieben sollte, ist auch Jacobi trotz ihrer schauspielerischen
Fähigkeiten überfordert. Die Gründe, die Ihr das
Drehbuch dazu als vermeintliche Hilfe in den Mund legt, dürften
ihr beim Vortrag am Set vermutlich genauso weh getan haben wie viele
Jahre später nun mir, nachdem ich durch Einlegen der DVD in
ein hierfür vorgesehenes Abspielgerät mit diesen dummen
Texten konfrontiert wurde.
Gute Arbeit möchte man hingegen dem Krokodil (Oder war es ein
Alligator? Ich kann mir einfach nicht merken, welches von den beiden
nun ein Höcker und welches zwei Höcker hat) bestätigen.
Die Animatronik und die Modelle sind gelungen, selbst die CGI-Animationen
reihen sich gut ein. Das Problem ist allerdings, dass es zum einen
über den Film verteilt viel zu wenig Krokodil gibt, als dieses
nur selten und nur sehr kurz auftaucht. Selbst das Finale ist hier
knapp gehalten. Hinzu kommt, dass der eigentliche Schauwert, den
so ein Krokodilmonster hat, vermutlich aus Jugendschutzgründen
(FSK 12) nur unzureichend genutzt wird. So sieht man das Tier, wenn
es einmal eines seiner wenigen Opfer erreicht hat, nur kurz zuschnappen,
wo doch gerade beim Reptil die eigentliche Attraktion darin liegt,
wie das Frischfleisch in möglichst großen Stücken
und in faszinierender ruckartiger Technik, die so nur Mutter Natur
entwickeln konnte, durch die Kehle gedrückt wird. Es ist eine
Schande, dass diese Kunst, die doch so wesentlich die Essenz eines
jeden Krokodilseins ausmacht, aus diesem Film faktisch komplett
verbannt ist. Für die zahlreichen Mängel des Films wird
auch der geduldige Zuschauer nur unzureichend entschädigt.
Allerdings gibt es durchaus zwei Darsteller, denen es gelingt, hier
noch etwas herauszureißen. Da ist zum einen Thomas Schmieder
als Kiliaks erster Scherge. Schmieder dürfte dem Genrefreund
gegebenenfalls bekannt sein aus der zombiekritischen Komödie
„Die Nacht der lebenden Loser“ (übrigens vom „Biest
im Bodensee“-Drehbuchautor Mathias Dinter), in welcher Schmieder
eine der Titelfiguren spielte. In „Zwei zum Fressen gern"
hat er zwar nur eine kleine Rolle und nicht allzu viel Raum, doch
jedes Mal, wenn er auch nur am Rande im Bild ist, dankt er es durch
faszinierende Grimassen und herrliche Absurdität. Selbst wenn
er in einigen Szenen fast auf Komparsenfunktion reduziert wird,
bleibt das, was er leistet, stets interessanter, als jegliche Haupthandlung.
Der zweite besonders hervorzuhebende Darsteller agiert im Film auf
der Seite der Guten, es handelt sich hierbei natürlich um Dirk
Bach, dessen Filmfigur der etwas albern anmutende Name „Bützje“
verpasst wurde. Wie viel die deutsche Film- und Fernsehkultur Bach
verdankt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass er schon 1984 mit
seiner unvergleichlichen Verkörperung des „Willi Wunder“
entscheidend zum Gelingen eines der großen Meisterwerke des
deutschen Films, des Klassikers „Im Himmel ist die Hölle
los – Hullygully in Käseburg“ beitrug und seither
konsequent für guten Geschmack und herausragendes Niveau im
deutschen Medienschaffen garantiert, zuletzt etwa als Mitgastgeber
des RTL-Dschungelcamps. Interessant ist, wie stark das Drehbuch
die Homosexualität seiner Figur Bützje in „Zwei
zum Fressen gern“ betont. Obwohl Bach sich gesellschaftlich
bekanntermaßen schon früh für die Interessen von
Schwulen und Lesben engagierte, wirken seine Bühnenfiguren
traditionell eher asexuell - wer hat sich zum Beispiel bei seiner
Sitcom „Lukas“ nicht gewundert, wie diese Serientochter
hat entstehen können? Tatsächlich ist doch wohl davon
auszugehen, dass dort, wo bei der sonstigen männlichen Bevölkerung
der Schniedelwutz sitzt, bei Bach allenfalls ein kleines Ventil
angebracht ist, in das hin nun wieder Luft oder Fett oder sonstwas
nachgepumpt wird, damit der kleine Mime auch stets seine unvergleichliche
Kugelform behält. Dementsprechend geht die ständige Betonung
der Homosexualität des Bützje in „Zwei zum Fressen
gern“ auch größtenteils ins Leere und stört
mehr als sie nutzt. Nichtsdestotrotz gelingt es dem erfahrenen Komödianten
Bach jedesmal, wenn er im Film auftritt, die Aufmerksamkeit von
der recht hühnerbrüstigen Geschichte weg auf sich hinzulenken.
Dabei verleiht er mit seinem unaufhaltsamen Geschwätz nicht
nur sogar dem Film tatsächlich so etwas wie Stil, sondern,
was vielleicht noch wichtiger ist, er schafft es, die konsequent
nervende, mickeymousende, und gerade in den lustig gemeinten Szenen
ekelhaft frohlockende Filmmusik des Komponisten mit dem trefflichen
Namen Andy Groll zum Verstummen zu bringen. Schade nur, dass der
Film nicht „Drei zum Fressen gern“ heißt und deshalb
Tramitz und Jacobi viel zu häufig ohne den heilsbringenden
Bach zu sehen sind, so dass „Zwei zum Fressen gern“
letztlich nicht mehr als eine verpasste Chance bleibt.
Text:
Carsten H. Tritt,
Titelgrafik: ingojira
|
|



















|