ZWEI ZUM FRESSEN GERN
ZWEI ZUM FRESSEN GERN 
CROCODILE ALERT/ALERTE AU CROCODILE! (Frankreich), GREED/GURIDO (Japan),ALERTA CROCODRILO (Spanien)
2006
Deutschland
90 Min.
Dreamtool Entertainment, Medienfonds GFP
Simon X. Rost
David Groenewold, Götz Marx, Stefan Raiser, Felix Zackor
Derek Meister
Stephan Schuh
Andy Groll
Chris Creatures
Ein Krokodil, ein elektrischer Rodeobulle
Christian Tramitz .... Mitch
  Dirk Bach .... Bützje
  Doreen Jacobi .... Ann
  Jennifer Ulrich .... Sarah
  Oliver Masucci .... Killiak
  Marco Bretscher-Coschignano .... Tim
  Brigitte Harrer .... Oma
  Paul Maaß .... Robert
  Adele Neuhauser .... Frau Dr. Schaumberg
  Thomas Schmieder .... Steve
  Klaus Stiglmeier .... Schlegel
  Anette Wunsch .... Britta
  Sven Gielnik .... Kind
  Marius Weingarten .... Kind
  Benjamin Hartinger .... Frechdachs
Polyband (DVD, Deutschland)
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Auf einer Brücke bei Regensburg wollen der fiese Tierhändler Kiliak und seine zwei Schergen ein Krokodil an zwei Interessenten verkaufen. Durch einen Autounfall landet das Tier allerdings im Fluss. Als kurz darauf ein halb aufgefressenes Reh am Donauufer gefunden wird, denken sich die zuständigen Behörden noch nichts dabei. Allein die junge Ann, die gerade ihre Ausbildungsstation in der lokalen Pathologie begonnen hat, ist misstrauisch. Ihr Bekannter Bützje, ein Kölner Journalist, vermitteln sie an Mitch, der in Regensburg ein Reptilienhaus leitet. Gemeinsam macht man sich auf die Jagd nach dem Krokodil, und kommt alsbald Kiliak in die Quere, der sein verloren gegangenes Reptil wiederhaben möchte. Während das hungrige Tier sich an einem Bademeisters im Schlauchboot sättigt, kommt der arbeitsscheue Kiliak auf die Idee, daß es für ihn sehr viel praktischer und ressourcenschonender sei, wenn der olle Mitch das Krokodil für ihn finge, zumal der Mitch auch eher Spezialist für sowas sein als er. Um Mitch dahingehend zu motivieren, und zudem sicherzugehen, daß Mitch das Krokodil anschließend bei ihm abliefert, entführt er Mitchs Tochter und setzt dem Mitch ein Ultimatum. Tatsächlich gelingt es Mitch, Ann und Bützje, das Tier zu fangen. Sie stellen zudem fest, weshalb das Krokodil so wertvoll für die Tierhändler ist: Es handelt sich um ein Weibchen, das gerade ganz viele Eier legt. Mitch macht die Eier mit Sprengstoff kaputt, und das Krokodil wird zum vereinbarten Treffpunkt gebracht, wo Kiliak, seine beiden Gehilfen sowie seine beiden Kunden bereits warten. Ob das Reptil hier außer Kontrolle gerät, worauf die beiden Krokodilkaufinteressierten einfach nach Hause gehen und aus dem Film verschwinden, zwei von den drei weiteren Bösewichtern vom Krokodil aufgefressen werden, bevor Mitch es in die Luft sprengen kann, die entführte Tochter so gerettet wird und Ann und Mitch als glückliches Pärchen davon hüpfen, während aus dem letzten übrig gebliebenen Krokodilei ein kleines Babykrokodil schlüpft, dass Bützje versehentlich in den Fluss fallen lässt, sei hier noch nicht verraten, denn es soll ja noch spannend bleiben.

Dass sogar in Deutschland fürs Fernsehen produzierte Monsterfilme funktionieren können, hat bereits 1999 für RTL "Das Biest im Bodensee" bewiesen. Leider wurde dieser Standard bis heute hier nicht wieder erreicht. Auch diese PRO7-Produktion mit dem schönen 80er-Jahre-Titel „Zwei zum Fressen gern“ erweist sich insofern als erneute Enttäuschung.
Christian Tramitz als Mitch spielt hier erneut seine immergleiche Parodie auf den toughen Actionhelden, die etliche Jahre nach dem „Schuh des Manitu" doch schon ein wenig abgedroschen wirkt. Hinzu kommt, dass das Drehbuch unentschlossen ist, inwiefern seine Figur ernst gemeint ist, als es schon einige Versuche gibt, dem Charakter etwas Tiefe zu geben - insbesondere zum Beispiel Mitchs Bemühungen, ein besseres väterliches Verhältnis zu seiner verzogenen 16jährigen Tochter aufzubauen, die bereits in ihren jungen Jahren unter einem schlimmen Arschgeweih leidet. Abgesehen von der sehr dünnen und baukastenartigen Konstruktion dieses Versuches, die Figur weiterzuentwickeln, wird das alles letztlich auch von Tramitz’ doch arg monotonem Spiel konterkariert.
Doreen Jacobi gibt sich deutlich mehr Mühe, wird allerdings ebenfalls vom Drehbuch im Stich gelassen. Dass ihr Wandel von der unerfahrenen Pathologie-Azubine im ersten Lehrjahr zur neben Mitch gleichberechtigten Actionheldin recht unglaubwürdig ist, stört da nicht, dass ist immerhin recht unaufdringlich anzusehen und von ihr hübsch gespielt. Wenn es allerdings darum geht, glaubhaft zu machen, warum sie sich in den deutlich älteren, alkoholabhängigen Versager Mitch verlieben sollte, ist auch Jacobi trotz ihrer schauspielerischen Fähigkeiten überfordert. Die Gründe, die Ihr das Drehbuch dazu als vermeintliche Hilfe in den Mund legt, dürften ihr beim Vortrag am Set vermutlich genauso weh getan haben wie viele Jahre später nun mir, nachdem ich durch Einlegen der DVD in ein hierfür vorgesehenes Abspielgerät mit diesen dummen Texten konfrontiert wurde.
Gute Arbeit möchte man hingegen dem Krokodil (Oder war es ein Alligator? Ich kann mir einfach nicht merken, welches von den beiden nun ein Höcker und welches zwei Höcker hat) bestätigen. Die Animatronik und die Modelle sind gelungen, selbst die CGI-Animationen reihen sich gut ein. Das Problem ist allerdings, dass es zum einen über den Film verteilt viel zu wenig Krokodil gibt, als dieses nur selten und nur sehr kurz auftaucht. Selbst das Finale ist hier knapp gehalten. Hinzu kommt, dass der eigentliche Schauwert, den so ein Krokodilmonster hat, vermutlich aus Jugendschutzgründen (FSK 12) nur unzureichend genutzt wird. So sieht man das Tier, wenn es einmal eines seiner wenigen Opfer erreicht hat, nur kurz zuschnappen, wo doch gerade beim Reptil die eigentliche Attraktion darin liegt, wie das Frischfleisch in möglichst großen Stücken und in faszinierender ruckartiger Technik, die so nur Mutter Natur entwickeln konnte, durch die Kehle gedrückt wird. Es ist eine Schande, dass diese Kunst, die doch so wesentlich die Essenz eines jeden Krokodilseins ausmacht, aus diesem Film faktisch komplett verbannt ist. Für die zahlreichen Mängel des Films wird auch der geduldige Zuschauer nur unzureichend entschädigt. Allerdings gibt es durchaus zwei Darsteller, denen es gelingt, hier noch etwas herauszureißen. Da ist zum einen Thomas Schmieder als Kiliaks erster Scherge. Schmieder dürfte dem Genrefreund gegebenenfalls bekannt sein aus der zombiekritischen Komödie „Die Nacht der lebenden Loser“ (übrigens vom „Biest im Bodensee“-Drehbuchautor Mathias Dinter), in welcher Schmieder eine der Titelfiguren spielte. In „Zwei zum Fressen gern" hat er zwar nur eine kleine Rolle und nicht allzu viel Raum, doch jedes Mal, wenn er auch nur am Rande im Bild ist, dankt er es durch faszinierende Grimassen und herrliche Absurdität. Selbst wenn er in einigen Szenen fast auf Komparsenfunktion reduziert wird, bleibt das, was er leistet, stets interessanter, als jegliche Haupthandlung.
Der zweite besonders hervorzuhebende Darsteller agiert im Film auf der Seite der Guten, es handelt sich hierbei natürlich um Dirk Bach, dessen Filmfigur der etwas albern anmutende Name „Bützje“ verpasst wurde. Wie viel die deutsche Film- und Fernsehkultur Bach verdankt, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass er schon 1984 mit seiner unvergleichlichen Verkörperung des „Willi Wunder“ entscheidend zum Gelingen eines der großen Meisterwerke des deutschen Films, des Klassikers „Im Himmel ist die Hölle los – Hullygully in Käseburg“ beitrug und seither konsequent für guten Geschmack und herausragendes Niveau im deutschen Medienschaffen garantiert, zuletzt etwa als Mitgastgeber des RTL-Dschungelcamps. Interessant ist, wie stark das Drehbuch die Homosexualität seiner Figur Bützje in „Zwei zum Fressen gern“ betont. Obwohl Bach sich gesellschaftlich bekanntermaßen schon früh für die Interessen von Schwulen und Lesben engagierte, wirken seine Bühnenfiguren traditionell eher asexuell - wer hat sich zum Beispiel bei seiner Sitcom „Lukas“ nicht gewundert, wie diese Serientochter hat entstehen können? Tatsächlich ist doch wohl davon auszugehen, dass dort, wo bei der sonstigen männlichen Bevölkerung der Schniedelwutz sitzt, bei Bach allenfalls ein kleines Ventil angebracht ist, in das hin nun wieder Luft oder Fett oder sonstwas nachgepumpt wird, damit der kleine Mime auch stets seine unvergleichliche Kugelform behält. Dementsprechend geht die ständige Betonung der Homosexualität des Bützje in „Zwei zum Fressen gern“ auch größtenteils ins Leere und stört mehr als sie nutzt. Nichtsdestotrotz gelingt es dem erfahrenen Komödianten Bach jedesmal, wenn er im Film auftritt, die Aufmerksamkeit von der recht hühnerbrüstigen Geschichte weg auf sich hinzulenken. Dabei verleiht er mit seinem unaufhaltsamen Geschwätz nicht nur sogar dem Film tatsächlich so etwas wie Stil, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, er schafft es, die konsequent nervende, mickeymousende, und gerade in den lustig gemeinten Szenen ekelhaft frohlockende Filmmusik des Komponisten mit dem trefflichen Namen Andy Groll zum Verstummen zu bringen. Schade nur, dass der Film nicht „Drei zum Fressen gern“ heißt und deshalb Tramitz und Jacobi viel zu häufig ohne den heilsbringenden Bach zu sehen sind, so dass „Zwei zum Fressen gern“ letztlich nicht mehr als eine verpasste Chance bleibt.

Text: Carsten H. Tritt, Titelgrafik: ingojira

 

 

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